Öko-Fonds vor Halbierung

■ Grüner Landesvorstand will Hälfte der Abgeordneten-Spenden für die Parteikasse Öko-Fonds reagiert mit Rechenschaftsbericht über 33 geförderte Projekte 1988

Am kommenden Montag wollen die Bremer Grünen mit einer alten Tradition brechen: Auf Antrag des Landesvorstandes soll die Mitgliederversammlung beschließen, daß die vorgeschriebenen Spenden der grünen Abgeordneten künftig nicht mehr ausschließlich dem „Öko-Fonds“ zukommen, sondern zwischen Partei und Fonds im Verhältnis 50:50 aufgeteilt werden. Gegner dieses Antrags: Der Beirat des Ökofonds selber. Gestern stellte er der Presse seinen Jahresbericht 1988 vor und warb mit geladenen VertreterInnen geförderter Projekte für sich.

34.000 Mark konnte der Beirat des Bremer Ökofonds im vergangenen Jahr vergeben - schwerpunktmäßig an ökologische und kulturelle Projekte. Gegenüber fünf Mio Mark, die seit 1983 bundesweit von grünen Öko-Fonds

ausgegeben worden sind, macht die Bremer Summe zwar wenig her, trotzdem kamen hier 1988 immerhin 33 Projekte in den Genuß grünen Geldes. Neben der „Aktion Krötenschutz“, der BUND-Ausstellung „Freizeit fatal“, und der „Ambulanten Hilfe für Strafgefangene“ auch die neugegründete „Erzeuger- und Verbraucher-Genossenschaft“ und das Filmprojekt der Medienwerkstatt Wehrschloß zum Thema „sexueller Mißbrauch von Mädchen“.

Letzteres konnte mit Bremer Hilfe neben einem Zuschuß von 2.000 Mark sogar ein Darlehen des bundesweiten Öko-Fonds -Verbunds in Höhe von 20.000 Mark bekommen. „Damit können wir sofort anfangen zu arbeiten“, freut sich für das Film -Projekt Rita Hähner, „der Film soll noch in diesem Jahr fertig und

bundesweit vertrieben werden.“

Trotz dieses guten Images, das sich die Grünen mit ihrem Öko-Fonds zumindest bei den geförderten Projekten verdient haben, möchte der Landesvorstand dessen Etat nun halbieren. Zumindest ein Bürgerschaftsabgeordneter wird sich an diesen Beschluß - so er denn am Montag tatsächlich fällt allerdings nicht halten. „Als Abgeordneter fühle ich mich den Initiativen verpflichtet“, schreibt Martin Thomas an den Landesvorstand, „dieses Versprechen kann nicht auf dem Altar parteitaktischer Interessen geopfert werden“. Besonders geärgert hat sich Thomas über die Reisekosten-Erstattung für die Teilnahme der Landesschatzmeisterin Ute Treptow an einem „Kongreß der Linken in den Grünen“ aus der Parteikasse. „Gerade von unserer Schatzmeiste

rin, der in besonderer Weise die Gelder der Mitglieder anvertraut sind, hätte man erwarten müssen, daß sie diese Form von Selbstbedienungsmentalität nicht mitmacht“, so Thomas.

Auch der Beirat des Ökofonds selber, versucht noch den Halbierungs-Beschluß zu verhindern. Mit einem gemeinsamen Aufruf fordern dessen Mitglieder, aber auch einzelne Projekte den Erhalt der alten Regelung. „Die Ökofonds waren gedacht als Unterstützung der sozialen Basis, die es den Grünen erst ermöglichte, bei Wahlen erfolgreich zu sein“, erinnerte Beirats-Mitglied Peter Rüdel schriftlich seine Parteifreunde, denn „mit dem Etablierungsprozess der Partei scheint dieser Gedanke - zumindest bei einigen - immer mehr in Vergessenheit zu geraten“.

Dirk Asendorpf