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Weltmeer, Weltmarkt

■ Zur Einführung einer westeuropäischen Billigflagge

Auf westdeutschem (Schiffs-)Boden wird in Kürze für philippinische und chinesische Dumpinglöhne gearbeitet werden. Mit der Einführung des „Heimatland-Lohnes“ auf der schwarz-rot-goldenen Handelsflotte wird vorsätzlich ein Deich eingerissen, der die Wohlstandsinsel BRD von der Arbeiterarmut der Dritten Welt trennt. Der Angriff erfolgt mit den weltweit niedrigsten Sozialstandards auf Wohlstandspositionen, die einerseits in hundertjährigem Kampf erobert, andererseits durch die Ausbeutung der Dritten Welt abgesichert wurden. Dieser Angriff wird nicht bei den Seeleuten haltmachen.

Wer den europäischen Binnenmarkt will, muß auch den europäischen Arbeitsmarkt wollen“, meinte kürzlich ein westdeutscher Reeder voller Vorfreude. Das Zweitregister, das sich am Welt-Lohnniveau orientiert, trifft zunächst nur einen winzigen Sektor des bundesdeutschen Arbeitsmarktes. Die Standortkonkurrenz, die sich am europäischen Lohnniveau orientiert, wird den Arbeitsmarkt in seiner Gesamtheit treffen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund wäre gut beraten gewesen, wenn er den Kampf gegen die westdeutsche Billigflagge zum zentralen Thema gemacht hätte. Den Trommlern der ÖTV konnte es alleine nicht gelingen, die strategische Bedeutung dieser Rechtsänderung, diesen Einbruch der Weltmarktbedingungen in den bundesdeutschen Arbeitsmarkt, deutlich zu machen.

Florian Marten

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