: Oberflächlich: Berliner Stadtgespräch, 10. Februar, 20.15 Uhr, SFB
(Berliner Stadtgespräch, 10. Februar, 20.15 Uhr, SFB) Berlin - weltoffen oder ausländerfeindlich? Selbstverständlich gibt es in einer Diskussionssendung auf so eine Frage keine Antwort. In der vertrauten Ausgewogenheit des öffentlich -rechtlichen Fernsehens sitzen in der Runde eine CDU-Frau, ein SPD-Mann, ein Türke (alle haben Namen oder wenigstens Berufsbezeichnungen - ein Türke ist ein Türke oder was? d. S.in), ein Historiker und natürlich ein „Republikaner“. Eingestreut werden Aufnahmen von Stimmen aus dem Volk, die sowohl die Ausländerfeindlichkeit der Berliner als auch deren Ausländerfreundlichkeit bestätigen. Die gängige demonstrativ-wütende Ablehnung der Politiker gegenüber den „Republikanern“ und ihrem Hauptprogrammpunkt Ausländerfeindlichkeit - bringt die Antwort auch nicht näher. Ist überhaupt die richtige Frage gestellt worden?
Was versprechen sich „Rep„-Wähler von dieser Partei? Die politische Einstellung eines Wählers kann nicht nur aus Ausländerfeindlichkeit bestehen, auch wenn es die „Reps“ verstehen, mit Xenophobie Wahlkampf zu machen. Was aber unterscheidet die „Reps“ aus der Sicht ihrer Wähler von den anderen rechtsradikalen und neofaschistischen Parteien, die es nicht über die Null-Komma-Prozentmarke schaffen? Was ist außer Ausländerfeindlichkeit noch typisch für die „Republikaner“? Was verstehen sie unter „deutsch“? Was stimmt davon mit der Realität überein? Wie gehen sie mit der Realität um?
Ich wünsche mir eine Sendung, in der einmal intensiv auf diese Fragen eingegangen wird, die nicht in oberflächlichen Pro und Contras stecken bleibt. Denn um den Feind wirksam bekämpfen zu können, muß man ihn bis ins Detail durchschauen.
Der zukünftige Kreuzberger Bezirksbürgermeister Günter König (SPD) redet von „Fruststimmen“ für die „Reps“. Um ihren Einfluß einzudämmen, müsse man den Frust, das heißt soziale Spannungen, abbauen. Die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) meint aber, daß es sich bei den „Rep„-Wählern nicht um „Verlierer“ Sozialhilfeempfänger oder Arbeitslose - handele, sondern um Facharbeiter und Angestellte. Wenn das stimmt, dann sind die „Republikaner“ nicht pauschal mit „Frust“ und „sozialen Spannungen“ zu erklären.
Doch auf nähere Detailfragen wollte man sich kaum einlassen. „Mit Ihnen kann ich mich leider nicht sachlich unterhalten“, erregte sich König gegenüber dem „Rep„ -Vertreter Carsten Pagel. John lehnte es ab, auf Pagels „böse Lügen“ einzugehen. Dabei wäre es an der Zeit, die „Republikaner“ endlich einmal auf ihre Inhalte festzunageln, weiterzufragen und die Konturen ihrer unbestimmten Ziele ans Licht zu bringen. Für die Fernsehzuschauer wäre so etwas allemal interessanter als die x-mal gehörte, von Arroganz nicht ganz freie Beteuerung: Mit euch wollen wir nichts zu tun haben.
Elisa Klapheck
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen