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Wohnraum-Spekulation lohnt sich wieder

■ Auch in diesem Jahr wird eine zehnprozentige Steigerung der Mieten und Kaufpreise erwartet

Hamburg (dpa) - Wohnungen und Häuser sind wieder eine lohnende Kapitalanlage. In den Großstädten konnten Immobilienbesitzer innerhalb eines Jahres Mieterhöhungen um bis zu 15 Prozent durchsetzen. Für Eigentumswohnungen in Spitzenlagen werden rund zehn Prozent mehr als vor einem Jahr bezahlt. Käufer von Einfamilienhäusern finden insbesondere in den süddeutschen Metropolen nur ein sehr knappes Angebot vor. Ein Ende des Preisauftriebs, so berichteten Makler, Bausparkassen und Vertreter der Immobilienwirtschaft bei einer dpa-Umfrage, ist vorerst nicht zu erwarten. Mit weiteren Anhebungen von etwa zehn Prozent innerhalb der kommenden zwölf Monate wird bundesweit gerechnet. Auch der Markt in den als strukturschwach geltenden Regionen Nord- und Westdeutschlands hat sich belebt. Mieter und Käufer müssen sich jedoch auf unterschiedliche regionale Gegebenheiten einstellen.

In Kiel werden Quadratmeterpreise für bevorzugte Wohnlagen von zehn bis zwölf, aber auch bis zu 18 DM in den besten Wohngegenden genannt. Hamburg liegt mit Hauspreisen von durchschnittlich 350.000 DM höher als das Umland, aber nach Makleruntersuchungen damit immerhin noch um die Hälfte billiger als München. In Hamburg wird wegen des engen Marktes jedoch mit überproportionalen Preissteigerungen gerechnet. Für Mietwohnungen werden in der Hansestadt in guten Lagen bis zu 16 DM je Quadratmeter verlangt, in Randlagen nicht selten bis zu zwölf DM.

In Berlin gehen die Mieten von fünf DM pro Quadratmeter in mittleren Wohnlagen bis zu zehn DM in bevorzugten Lagen (1988). Die Preissteigerung gegenüber 1987 betrug etwa zehn Prozent. Makler rechnen hier für 1989 ebenfalls mit einer Anhebung um den gleichen Prozentsatz. In den Universitätsstädten Niedersachsens wird eine steigende Nachfrage nach kleinen Wohnungen registriert. Ein-Zimmer -Wohnungen zur Miete kosten etwa 8,50 bis elf DM je Quadratmeter. Nach Maklerangaben kaufen viele Eltern für ihre studierenden Kinder Wohnungen.

„Vor zwei Jahren gab es noch 15 bis 18 Seiten Wohnungsanzeigen in der Lokalpresse, jetzt gibt es nur noch zwei Seiten“, so charakterisierte der Kölner Mieterverein die Wohnungssituation in der Domstadt. Seit Juli 1988 sei der Quadratmeterpreis für Neuvermietungen um zehn bis 15 Prozent gestiegen.

In Frankfurt sind bei sehr stark anziehender Nachfrage in der Innenstadt Mieten bis zu 18 DM zu erzielen. Angesichts der Entwicklung Frankfurts zu einem internationalen Banken und Finanzplatz dürften die Preise auch im Umland stetig anziehen. Im Saarland sind die Preise in den letzten beiden Jahren relativ stabil geblieben.

Stuttgart liegt wie Frankfurt mit Quadratmeterpreisen bis zu 6.000 DM für Wohnungseigentum im Spitzenfeld. Bei sehr großer Nachfrage melden die Makler seit etwa eineinhalb Jahren einen Engpaß. Das Angebot von Mietwohnungen ist deutlich zurückgegangen. In der City und am Stadtrand liegen die Preise für Mietwohnungen je Quadratmeter bei zwölf bis 13 DM, für Altbauten werden 8,50 bis zehn DM bezahlt.

Bei der Bayerischen Landesbausparkasse wird von einem „Totalausverkauf“ aufgrund steigender Nachfrage und des immer knapper werdenden Angebots gesprochen. Weiter steigende Immobilienpreise und Mieten gelten als unausweichlich. Sogar Objekte, „die sonst wie saures Bier“ angeboten wurden, seien verkauft worden, heißt es. Mietwohnungen in guter Lage Münchens kosteten Ende 1988 bis zu 22,40 DM je Quadratmeter, hieß es beim Ring Deutscher Makler.

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