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Scheitern der Ausländer-Politik oder: Selbstverrat

■ betr.: 10 Jahre Ausländerpolitik gescheitert, taz vom 13.2. Starke Analyse-Schwache Leistung vom 14.2.89

Sehr geehrte Damen und Herren,

was Wolfgang Linder beim Abschied von seinem Job als Ausländerreferenten unserer Dayanisma im September 1988 erzählt hat, war noch sehr zurückhaltend. Die Namen der Verantwortlichen für die Misere der sozialen Dienste für die Ausländer wollte er nicht nennen. Wer diesen unter Ausländern hochgeschätzten Mann „aus dem Verkehr gezogen“ hat, hat sich selbst verraten: der Senatsdirektor Hoppensack.

Die kümmerliche Bilanz Hoppensacks Ausländerarbeit seit 1o Jahren: Der Abbau von 20 hauptamtlichen Planstellen für Ausländerbetreuung auf - unseres Wissens-2,5 Stellen. Und auf 7,5 Stellen soll diese Arbeit nebenher geleistet werden. Im Bereich Bremen-Ost, wo über 6000 Ausländer leben, gar keine Stelle.

Seine Erläuterungen hierzu sind wiederspruchsvoll und selbstentlarvend. Wenn er „die Bedarfe (der Ausländer) nicht ständig im Auge“ gehabt hat, dann hat er selber in seinem Ressort nach dem „Lustprinzip“ gehandelt und nicht die von ihm beschuldigten Mitarbeiter.

Viel schlimmer ist noch das von ihm falsch dargestellte integrative Konzept von NOSD, alle Zielgruppen z.B. deutsche Senioren mit Aussiedlerkindern zusammen zu betreuen. Es ist jedem Eingeweihten bekannt, das NOSD nach dem Zielgruppenprinzip arbeitet. Wenn jetzt die Zielgruppe „Ausländer“ dabei nicht berücksichtigt worden ist, liegt es einfach daran, daß sie in diesem Land ihre Rechte nicht selbst vertreten können.

Von dieser Stelle aus dürfen wir den Senatsdirektor fragen, wie er sein bisheriges assimiliationsverdächtiges Konzept zu ändern gedenkt, ob er je eine Senatsvorlage zur Verbesserung der Lage gemacht hat.

Ach, man vergißt es so schnell: Unsere Nöte waren ihm ja „außer Sichtweite geraten“. Iste politika böyle!!

Mit freundlichen Grüssen, Dr. Tuncer Miski

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