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Schön anzusehen-betr.: taz-Mannequin-Onanie, taz vom 16.2.89,S.15

Betr.: taz-Mannequin-Onanie, taz vom 16.2.89, Seite 15

Als 'Vogue'-Leserin müßte ich mich in der Bildrhetorik Eures Berlinale-Teils fast zu Hause fühlen: schöne, hübsche, bezaubernde junge Frauen auf Pressekonferenzen; eine so schön wie die andere, also eine wie die andere, also alle gleich. Wenn da nicht ihr Name unter dem Foto stünde: das einzige Zeichen ihrer Einzigartigkeit. Verliebten Auges hat Christian Schulz seine Kamera gedrückt, und verliebten Auges hat der Redakteur das Foto dann auf die erste Berlinale-taz -Seite gesetzt. Die Möse der hübschen prinzipiell und bereitwillig lächelnden Mädchen ist nicht zu sehen, aber man wird sie sich vorstellen: genauso willig und rosig wie den vollen Kußmund. Geschmackvoll dezente Wichsvorlage - eine Alternative zur Alternative des Pornos.

Nichts gegen die Gesichter der jungen Frauen; ihre sterilen Mannequin-Faces sind ja nicht prinzipiell schlimm. Diesen Foto-Diskurs in der taz zu entdecken, läßt mir dann aber doch die Kotze hochkommen (nicht den Schwanz). Die taz zeigt aufeinmal die heterosexuelle Fotoästhetik, die sie bisher zu recht - zu tabuisieren versucht hat. Doch das Über-Ich ist durchbrochen, der Trieb kann walten, ist ja nun mal so: schöne Frauen sind nun mal schön anzusehen. Befreiung vom Tabu der Schönheit! Die taz-Männer stehen im Bann der sie anlächelnden Frauen. Schön doof. Vielleicht ist der Arsch des Fotografen schön knackig? Aber er wird ihn uns wohl nicht zeigen, das gehört zum Diskurs der Gaffer.

Ina, Moabit

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