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Reents-Replik auf Trampert-betr.: "Denkmalspflege ist keine linke Politik", taz vom 24.2.89

betr.: „Denkmalspflege

ist keine linke Politik“,

taz vom 24.2.89

So ist es nun mal mit den „undogmatischen“ Linken in den Grünen um Stamm und Reents: mensch liest ihre Texte einmal, zweimal... - und weiß immer noch nicht, was die eigentlich wollen. Das „Linke Forum“, dem die beiden angehören, verfügt über keinerlei eigenständige inhaltlich-strategische Identität, sondern definiert sich - ähnlich wie die Aufbruchgruppe um Antje Vollmer - rein „strömungsarithmetisch“, nach dem Motto: Es muß doch auch noch was „Linkes“ zwischen Fundis und Realos geben; auf diese Weise läßt sich aber die Krise der bundesdeutschen Linken mit Sicherheit nicht bewältigen.

Das Versagen eben dieser „Linken“ - ob innerhalb oder außerhalb der Grünen - besteht durchweg darin, über kein schlüssiges „Konzept“ gesellschaftlicher Emanzipation zu verfügen. Wir sind einfach nicht mehr „gut“!

Ob ÖkosozialistInnen, FeministInnen, Autonome oder wer auch immer: keine(r) verfügt gegenwärtig über ein Konzept linker politischer Intervention, welches über die Kultivierung des eigenen Jargons und der eigenen Ressentiments hinausgelangen und zudem eine gewisse Breitenwirksamkeit entfalten könnte. Und diese Misere betrifft keineswegs nur das Fehlen ausgearbeiteter theoretisch-strategischer Konzepte, sondern ebenso die praktische Urteilskraft der in Bewegungen oder Grünen tätigen Menschen. Eine „Linke“, die sich als derart unfähig erweist, die aktuelle gesellschaftliche Situation zu analysieren und entsprechend politisch zu handeln, kann sich in der Tat nur in Anführungszeichen setzen.

Die Strömung des „Linken Forums“ ist ausschließlich Ausdruck dieser Krise der Linken, aber keinesfalls Zeichen des Neubeginns. Der Begriff „Ökosozialismus“ suggeriert nun schon seit einigen Jahren einen derartigen Neubeginn in einer Form einer grundbegrifflichen Rekonstruktion marxistischen Denkens vor dem Hintergrund der ökologischen und feministischen Kritik der letzten Jahre, ohne damit freilich auch nur im mindesten voranzukommen; insofern ist Kritik an der „steckengebliebenen“ Position von Ebermann/Trampert grundsätzlich berechtigt - wo aber die diesbezüglich weiterzuführende Pointe von Stamm/Reents liegen soll, weiß außer den beiden wohl niemand so recht; hier scheinen die Blinden die Politik der Einäugigen zu kritisieren.

Heinz-Jürgen Stolz, Trier

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