Zivilisierter ABM-Verteilungskampf

■ „Arbeitsförderungszentrum“ soll zwischen Weiterbildungsträgern und Geldtöpfen vermitteln / Designierter Geschäftsführer: Siegfried Ziegert (SPD) / Senatsdirektoren werden sich in der nächsten Woche bezüglich ABM „hauen und stechen“

Mit einem neuen Verein will die Abteilungsleiterin im Arbeitsressort, Dr. Dagmar Lill (SPD), in den Verteilungskampf um überbetriebliche Ausbildungs- und Arbeitsplätze eingreifen. Mittlerweile ist die Vereinssatzung in Arbeit, der Geschäftsführer (SPD) benannt. Auch der Name des Vereins steht schon fest und die Abkürzung erst recht: „Arbeitsförderungszentrum“ - „AFZ“.

Gestern trafen sich dreißig VertreterInnen bremischer Träger der Aus- und Weiterbildung. Sie alle wollen ihre Kapazitäten weiterhin mit erwerbslosen und qualifizierungswilligen BremerInnen auslasten , „Drittmittel anschaffen“ aus dem Arbeitsamt oder der EG-Behörde - und deshalb einen Fuß in der Tür dieses „Arbeitsförderungszentrums “ behalten. Sie alle treibt der Argwohn um, „daß Geld am eigenen Träger vorbei verteilt wird und daß der Apparat 'Arbeitsförderungszentrum‘ sich verselbständigt“ - wie es Christian Bruns (Volkshochschule) gestern klar formulierte. Der designierte Geschäftsführer des AFZ-Vereins,

Siegfried Ziegert, erläuterte den VertreterInnen die Konstruktion: „Das ist ein Landesverein, eine Landeseinrichtung. Die Mitgliedschaft wird aus dem Land Bremen bestehen.“ Neben der Mitgliedschaft soll es einen Beirat geben, und in dem sollen die versammelten Träger zumindest vertreten sein. Geschäftsführer Siegfried Ziegert versicherte gestern den Anwesenden mehrmals, daß „alle, die mit dem Bereich Qualifizierung und Beschäftigung zu tun haben“, sich über diesen Beirat einbringen könnten: „Nichts geht in diesem Bereich raus, bei dem der Beirat nicht zugestimmt hat.“

Der Beirat wiederum soll unter Vorsitz einer VertreterIn des Arbeitssenators zweigeteilt sein. Die eine Hälfte wird reserviert für die sogenannten „anerkannten Träger der Weiterbildung“, die in Bremen die größten Weiterbildungs -Kapazitäten aufgebaut haben, z.B. Angestellten- und Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Volkshochschule.

Die zweite Hälfte der Beiratssitze ist vorgesehen für die „freien gemeinnützigen Träger“,

wobei das Spektrum reicht von Alternativprojekten wie „Bund Deutscher Pfadfinder“, „rhizom“ und der „Fraueninitiative Quirl“ bis hin zum „Deutschen Roten Kreuz“ oder den senatsnahen Trägern „Jugendwerkstätten e.V.“ oder „Hans -Wendt-Stiftung“.

Dieses austarierte Beiratsmodell wurde auf dem Treffen gestern skeptisch bis abwartend befürwortet. Bernd Fischer, zustän

dig für die „Jugendberufshilfe“ im Amt für soziale Dienste: „Dieser Kompromiß gewährleistet, daß anerkannte Träger die freien nicht platt machen.“ Peter Zühlke vom alternativen Träger „rhizom“ war verhaltener: „Wenn Rotes Kreuz und Jugendwerkstätten zu den freien Trägern gerechnet werden, haben die Alternativprojekte in dieser 'freien‘ Beiratshälfte nur noch 40 Prozent oder weniger.“ Außerdem kündigte

der rhizom-Vertreter an, Vorsicht gegenüber dem Ideenklau etablierter Träger walten zu lassen: „Von alternativer Seite wird im Beirat kein Info rüberkommen, wir reden nur über abgewickelte Geschäfte.“

Ablehnung machte sich nicht breit, da Siegfried Ziegert, der designierte AFZ-Geschäftsführer, als langjähriger Mitarbeiter des freien Trägers „Bremer Arbeitslosen Selbsthilfe“ das Ver

trauen vieler Anwesender genießt. Doch die delikate Frage, wieviel und welche Mitglieder der Beirat genau haben wird, wurde auf dem Treffen gestern nicht angesprochen. Andreas Strunk, Geschäftsführer der senatsnahen „Hans-Wendt -Stiftung“, war der einzige, der seinen Anspruch auf ein Beiratsmandat ausdrücklich erhob. Strunk wird jedoch sicher nicht der letzte sein.

Barbara Debus