: Heissler und Rollnik im Hungerstreik
Der stufenweise Kampf für die Zusammenlegung der politischen Gefangenen wird in Straubing und Berlin fortgesetzt / Dellwo und Eckes seit vier Wochen ohne Nahrung / Brandanschlag auf Bank in Hamburg ■ Von Wiedemann und Gast
Bonn/Berlin (taz) - Die RAF-Häftlinge Rolf Heissler (Straubing) und Gabriele Rollnick (Berlin) traten gestern in den unbefristeten Hungerstreik. Sie setzen damit den stufenweisen Kampf für die Zusammenlegung der politischen Gefangenen fort. Am 1. Februar begann er mit einem gemeinsamen Hungerstreik von 50 Inhaftierten und wurde jetzt im Zwei-Wochen-Rhythmus von jeweils zwei Gefangenen wieder aufgenommen. Auf einer Pressekonferenz in Bonn unterstrichen mehrere AnwältInnen der Häftlinge, daß der Hungerstreik „bis zur letzten Konsequenz“ durchgehalten werde und Tote nur durch „eine politische Entscheidungen der Bundesregierung“ verhindert werden könnten.
Über Karl-Heinz Dellwo und Christa Eckes, die bereits seit vier Wochen die Nahrung verweigern, sagte Dellwo-Anwalt Rainer Koch: „Diese beiden werden die ersten sein, die auf der Schwelle zwischen Leben und Tod stehen.“ Die „kritische Phase“ werde in etwa vier Wochen eintreten. Auch Roland Maier, der Ende vergangenen Jahres nach zwölfjähriger Haft entlassen wurde, zeigte sich überzeugt, daß „dieser Hungerstreik nicht abgebrochen werden wird aufgrund irgendwelcher Scheinangebote wie Kleinstgruppen oder Normalvollzug.“
Die AnwältInnen dementierten Meldungen, daß es in der Vergangenheit Angebote zur Zusammenlegung in Fünfer- oder Siebener-Gruppen gegeben habe. Außerdem sei es für derlei Angebote jetzt „zu spät“, sagte die Hannoveraner Verteidigerin Renate Trobitzsch. Mit dem Hungerstreik wollen die Gefangenen die Zusammenlegung in eine oder zwei Großgruppen durchsetzen. Gerd Klusmeier, Anwalt des als haftunfähig angesehenen Günther Sonnenberg, sieht derzeit einen „guten gesellschaftlichen Boden“ für die Durchsetzung dieser Forderung. Im Hinblick auf frühere Dialog-Angebote wie von der grünen Parlamentarierin Antje Vollmer meinte Klusmeier: „Natürlich wollen die Gefangenen den Dialog. Aber die Bedingungen dafür müssen geschaffen werden.“
Der niedersächsische Justizpressesprecher Möllring bestätigte gestern, daß „dieser Tage“ den im niedersächsischen Celle im Hochsicherheitstrakt einsitzenden RAF-Mitgliedern Karl-Heinz Dellwo, Lutz Taufer und Knut Folckerts die Verlegung in den Normalvollzug angeboten worden sei. Sie hätten aber abgelehnt. Daß es Überlegungen gibt, ob und wieweit den Forderungen der Hungerstreikenden nachgekommen wird, wollte Möllring nicht bestätigen. Sollte an die niedersächsischen Behörden aber die Bitte um eine Verlegung der Celler Gefangenen herangetragen werden, „dann haben wir wahrscheinlich nichts dagegen“.
Im Kieler Justizministerium hieß es, das Angebot an die in Lübeck sitzenden RAF-Gefangenen Hanna Krabbe, Christiane Kuby und Irmgard Möller auf Verlegung in den Normalvollzug werde trotz der Hungerstreikaktion aufrechterhalten.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch verübten Unbekannte in der frühen Morgenstunden einen Brandanschlag auf eine Filiale der Deutschen Bank im Hamburger Nobelviertel Blankenese. Ein Großteil der Schalterhalle brannte aus. Nach den Angaben der Polizei soll an der Außenfassade die Parole „Zusammenlegen heißt angreifen“ gesprüht worden sein.
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