: Klammheimlich rein
■ Ins Kreuzberger Rathaus trauten sich die drei gewählten Abgeordneten der „Republikaner“ nur durch die Hintertür
Kreuzbergs sichtlich frustrierter Exbürgermeister Krüger (CDU) präsentierte vor der konstituierenden Sitzung der Bezirksverordnetenversamlung (BVV) noch sein „grünes“ Abschiedsgeschenk: Zahlreiche Mannschaftswagen samt Inhalt sperrten gestern das Kreuzberger Rathaus bis in die Nebenstraßen hinein ab. Durch die Hintertür und, wie ein BVV -Mitglied der SPD mutmaßte, bereits vor dem Frühstück hatte sich die Fraktion der „Republikaner“, bestehend aus drei Personen, in das Rathaus geschlichen. Im Saal der BVV drückten sie sich buchstäblich an den rechten Rand, bevor ein mitleidiges BVV-Mitglied ihnen Plätze in den Reihen der CDU zuwies. Daß sie sich dort geborgen fühlten, bewiesen sie auch in ihrem ersten Abstimmungsverhalten. Gemeinsam mit der CDU enthielten sie sich der Stimme, als die AL-Abgeordnete Steffan zur stellvertretenden BVV-Vorsteherin gewählt wurde.
Während vor dem Rathaus die etwa 600 Demonstranten Sprechchöre gegen die „Republikaner“ skandierten, wurde im Rathaus die Tagesordnung abgehakt. Der frisch gewählte BVV -Vorsteher Michalski (SPD) gab bekannt, daß sowohl die AL als auch die SPD ihre ersten Sitzungsgelder für die Herrichtung des türkischen Friedhofs am Columbiadamm spenden werden. Seine anschließende Rede, die sich in weiten Teilen gegen die „Republikaner“ und gegen eine „Politik der Angstmacherei“ richtete, wurde aus den Reihen der CDU mit dem Zwischenruf „Zum Linksfaschismus haben Sie nichts zu sagen?“ beantwortet, was von den BVV-Mitgliedern allerdings eher gelangweilt zur Kenntnis genommen wurde.
Nachdem von der Besuchertribüne ein Transparent (Antifa -Bündnis Kreuzberg: „Gemeinsam handeln gegen die neuen Faschisten“) entrollt wurde, unterbrach Michalski die Sitzung und SPD und AL gingen gemeinsam zu den Demonstranten vor dem Rathaus hinaus. Die warteten allerdings vergeblich auf den Auszug der „Republikaner“. Das Rathaus hat nun mal viele Hintereingänge.
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