Polisario-betr.: "Der Große Maghreb läßt die Polisario keine Chance", taz vom 21.2.89

betr.: „Der 'Große Maghreb‘ läßt der Polisario keine Chance“, taz vom 21.2.89

Was für ein erbärmlich recherchierter Artikel von Thomas Hartmann. Während die taz gleichzeitig zu Spenden für „Waffen für El Salvador“ aufruft, weidet sie sich gleichzeitig daran, einer anderen Befreiungsbewegung, der Frente Polisario, ungeachtet aller gegenteiligen Fakten eine Niederlage zu weissagen. Und aus welchen Quellen schöpft der Autor! Aus marokkanischen Zeitungen, rechtskonservativen Blättern und - verrückterweise, um eine Position der algerischen Regierung zu belegen - ausgerechnet auf die Stimme einer algerischen oppositionellen Organisation, die sich gegen die Existenz des Staates Demokratische Arabische Republik Sahara ausgesprochen haben soll.

Völlig aus der Luft gegriffen ist die Behauptung, Algerien würde der Polisario die Unterstützung entziehen. Unsinnig ist es zu schreiben, „sahrauische Clanchefs“ in den von Marokko besetzten Gebieten hätten sich mit Hassan II. arrangiert und seien dankbar für dessen wirtschaftliche Förderung der Sahara. Im Gegenteil. Die ehemals reichen sahrauischen Kaufleute der Westsahara wurden, soweit sie im besetzten Gebiet leben, enteignet und mußten, soweit überhaupt investiert wurde, die Kosten selbst aufbringen. Gleichzeitig wurde die sahrauische Jugend aus der Sahara in den Norden Marokkos zwangsumgesiedelt. Viele Sahrauis, aber auch Marokkaner, wurden gefoltert, andere sind „verschwunden“. Möge die taz doch nur mal die Berichte von amnesty international zu diesem Thema lesen.

Während sich der Staatspräsident der von der überwiegenden Mehrheit der afrikanischen Staaten anerkannten DARS zur Zeit auf einem Staatsbesuch in Schweden und anderen skandinavischen Ländern aufhält und dort von den Regierungschefs empfangen wird - worüber die taz nicht berichtet - verbreitet die in Internationalismus-Kreisen sicher gut gelesene taz Horrorgeschichten und macht sich zum Sprachrohr der marokkanischen Propaganda, die eine brutale absolutistische Herrschaft gegen eine allseits anerkannte Befreiungsbewegung verteidigen muß. (...)

Dr.Jürgen Taeger, Hannover 91