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Gegen Aussonderung

■ „Tage der Sonderpädagogik“ / Gewerkschaften, Eltern, SPD und Grüne fordern Abschaffung der Sonderschulen

Können behinderte Kinder vollständig in den normalen Unterricht einbezogen und die Sonderschulen aufgelöst werden? Um diese Fragen geht es auf den ersten Bremer „Tagen der Sonderpädagogik“, die morgen und am Donnerstag in Bremen stattfinden. LehrerInnen und Eltern werden Erfahrungen mit Integrationsversuchen der letzten Jahre diskutieren und Verbesserungen erarbeiten. Außerdem soll an beiden Tagen insbesondere Eltern die Möglichkeit gegeben werden'in Schulen zu hospitieren und so unterschiedliche Formen der Sonderschulpädagogik kennenzulernen.

Konkreter Anlaß für diese „Tage der Sonderpädagogik“, die von der GEW, dem Zentralelternbeirat, dem Verband Deutscher Sonderschulen, der Arbeitsgemeinschaft für Sozialdemokraten im Bildungsbereich und den Grünen veranstaltet werden, ist das jetzt von der Schulbehörde vorgelegte Fördergruppenkonzept. Danach sollen in den kommenden Jahren in 20 der insgesamt 70 Bremer Hauptschulen lernbehinderte SchülerInnen bis zur sechsten Klasse in den normalen Unterricht integriert werden.

Die Veranstalter, deren erklärtes Ziel die Abschaffung der Son

derschulen ist, kritisieren diese Beschränkung. Als lernbehindert gelten Kinder, die in der Regelschule zweimal sitzengeblieben sind und einen dann folgenden Test nicht bestanden haben. Peter Sochurek von der GEW: „Integration ist nicht teilbar. An allen Bremer Schulen müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um geistig-und körperbehinderte Kinder aller Schulklassen in den Unterricht einbeziehen zu können.“ Nach Auffassung des Grünen Hans -Joachim Sygusch soll dies sogar ein Elternrecht werden. Weiter kritisieren die Veranstalter an dem vom Bildungssenator vorgelegten Modell die „finanziell und personell völlig unzureichende Ausstattung“.

In Bremen leben etwa 2.400 behinderte SchülerInnen. Integrationsklassen gibt es in zwei Schulen, darüber hinaus gibt es Einzelintegrationen und sogenannte Kooperationsversuche, bei denen behinderte SchülerInnen räumlich in die Schulen einbezogen sind, integrierter Untericht aber nur punktuell stattfindet.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU -Bürgerschaftsfraktion, Klaus Bürger, hat unterdessen eine Bestandsgarantie für Sonderschulen gefordert. om

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