: Ätzend-betr.: "taz-intern: Auch wir sind autonom", "Keine Zusammenarbeit unter Druck", taz vom 6.3.89
betr.: „taz-intern: Auch wir sind autonom“, „Keine Zusammenarbeit unter Druck“, taz vom 6.3.89
Ich unterstütze Euch in Eurer Entscheidung, ohne Wenn und Aber. Ich kriege langsam Angst, wenn ich die Methoden dieser autonomen und antiimperialistischen Gruppen beobachte; sie sind autonom, und die anderen? Was ist mit uns LeserInnen?
Ich bin wirklich sehr daran interessiert, zu erfahren, wie es mit den Hungerstreikenden weitergehen soll. Aber ich bin als taz-Leserin nicht mehr gewillt, diese Nachrichten von sogenannten autonomen Gruppen zu lesen. Ich kann ihren Stil nicht ertragen, es verursacht bei mir Beklommenheit, wenn ich diese Sprache lese, dieser Stil ist weder informativ noch aufklärend, er ist ätzend, weil so primitiv, die Schlagwörter kennen wir doch alle aus Tausenden von Flugblättern die immer wieder auf Demos verteilt wurden, mensch nimmt es entgegen, wirft einen Blick darauf, holt tief Luft, seufzt, zerknäult das Flugblatt und sucht den nächsten Papierkorb.
Mensch das ist doch keine Art und Weise eine so knifflige, lebensbedrohende Frage an die Frau/den Mann zu bringen. Die, die informiert und interessiert sind, wissen sowieso Bescheid und die, die nicht so informiert oder interessiert sind, werden und wollen diese ätzende Art der Aufklärung nicht lesen.
Und übrigens ich verbitte mir, die meisten tazler (außer die die gern gequält werden) so zu terrorisieren. Ich möchte nicht schreiben, an wen mich dieses Verhalten erinnert.
S.F., Berlin
Das Selbstverständnis und die Umgangsformen von Leuten aus „autonomen“ und „antiimperialistischen“ Gruppen wird an dem Konflikt taz-Unterstützerkreis um den Hungerstreik mal wieder überdeutlich, zeigt sich im tagtäglichen Leben aber genauso, wenn auch weniger krass.
Menschen, die den herrschenden Verhältnissen auch zumindest kritisch gegenüberstehen, sich aber nicht einbilden, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, werden versucht zu rekrutieren, oder, wenn das auf Dauer nicht geht, einfach nur benutzt. Lenins (?) nützliche Idioten lassen grüßen.
Verscherzte Sympathien, mißbrauchte Ausweise - kein Thema, weil man über so was nicht spricht und niemand zuständig ist.
Eine geplagte Anwohnerin der Düsseldorfer Kiefernstraße, die sich zwangsläufig immer wieder mit dieser Szene konfrontiert sieht und es gründlich satt hat.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen