: Iran schwingt den Boykott-Knüppel
■ Nach Großbritannien gerät die BRD ins Visier der iranischen Regierung / Die rechtsradikale FAP stellt sich an die Seite Khomeinis / „Die Terroristen sitzen in Israel und nicht im Iran“
Teheran/Paris (ap/dpa/afp) - Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu London im Zuge der Rushdie -Affäre rief die Teheraner Tageszeitung 'Keyhan‘ jetzt das Parlament dazu auf, auch Schritte gegen die Bundesregierung in Bonn einzuleiten. Die britischen und französischen Reaktionen auf den Mordaufruf gegen den Schriftsteller Salman Rushdie seien vorhersehbar gewesen, nicht aber die Bonner Haltung. Die in schwierigen Zeiten für ihre Vermittlerrolle zwischen Iran und dem Westen einst gerühmten Deutschen hätten nun andere zu Feindseligkeiten angestiftet, hieß es in dem Blatt.
Den Hardlinern in der iranischen Führung geht der Vorschlag noch nicht weit genug. Die diesen Kreisen nahestehende Zeitung 'Abrar‘ forderte die Regierung auf, zu London auch die Wirtschaftsbeziehungen abzubrechen und empfahl gleiche Schritte gegen alle Länder, die ebenfalls ihre Botschafter aus dem Iran zurückgezogen hatten.
In Frankreich grassiert unterdessen die Angst vor Anschlägen. Verlage und Einzelpersonen, die im Zusammenhang mit der Rushdie-Affäre öffentlich aufgetreten sind, werden besonders bewacht. So steht die Schauspielerin Isabelle Adjani, die bei der Verleihung der französischen Filmpreise am Samstag eine Passage aus den Satanischen Versen vorgelesen hatte, seither unter Polizeischutz.
FAP gegen Rushdie
Die „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) will „in Zukunft alle Mittel zur Verhinderung der Verbreitung der Satanischen Verse von Salman Rushdie einsetzen“. Dies kündigte die FAP-Bundesgeschäftsstelle gestern in einer Presseerklärung an. Rusdies Buch unterstütze „die Ziele der bundesdeutschen Integrationspolitiker: Die Schaffung eines national entwurzelten und konsumorientierten Vielvölkerstaates als Spielball des internationalen Großkapitals. „Kulturvermischung ist Völkermord“, heißt es in der Erklärung, die eine „strafrechtliche Verfolgung aller Verbreitungsversuche in der BRD“ fordert. Zudem sei der von Rusdie angegriffene islamische Glaube „der einzige Rückhalt der arabischen Völker im Nahen Osten bei der Bekämpfung des israelischen Terrors. (...) Die Terroristen sitzen in Israel und nicht im Iran.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen