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Grame Soldaten

■ Die Bundeswehr ist in einem Jammertal

Bonn (taz) - Die deutschen Soldaten werden zu den neuen Parias der Gesellschaft, glaubt man dem Bericht des Wehrbeauftragten Willi Weiskirch. „Zunehmend beklagen sich Soldaten bei mir darüber, daß sie persönlich wegen der Ausübung ihres Dienstes in den Streitkräften in der Ehre herabgesetzt und diffamiert werden.“ Spürbare „Unruhe“ hat Weiskirch in der Truppe ausgemacht, weil die Mannen nun gar von Nachbarn und Freunden als „Friedensstörer“ und „Killer“ tituliert würden - schreckliches Resultat der „schwindenden Akzeptanz der Bundeswehr und ihres Verteidigungsauftrags in unserer Gesellschaft“. Überhaupt ist die Diskussion „um den richtigen Weg zu einem dauerhaften Frieden“ - nicht zuletzt wegen „der schrecklichen Ereignisse“ von Ramstein und Remscheid - in eine Richtung gelaufen, die den Wehrbeauftragten „mit großer Sorge erfüllt“. Angesichts von so viel Kummer und Gram ist der Bericht von Weiskirch ansonsten recht sanft ausgefallen. „Offensichtlich ist es wegen des gallopierenden Legitimationsverlustes um den inneren Zustand der Streitkräfte so schlecht bestellt“, vermutet der Grüne Alfred Mechtersheimer, „daß der Wehrbeauftragte seine frühere realistische Kritik nicht wiederholen konnte.“ Aber Weiskirch weiß: „Unsere Soldaten müssen wissen, daß sie die Gesellschaft, in der sie leben, mitträgt und stützt.“

Charlotte Wiedemann

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