: Hauff: Wieder Liberalität und Toleranz
■ SPD-Wahlsieger Hauff über seinen Erfolg in Frankfurter Römer: Beunruhigt über Einzug der NPD / CDU-Brück erkennt seine Niederlage an / NPD spuckt bereits große Töne / Grüne legten zu
Frankfurt (afp) - Der Wahlsieger von Frankfurt, Volker Hauff (SPD), will den demokratischen Parteien in der Finanzmetropole ein Verhandlungsangebot unterbreiten. Im Hessischen Rundfunk zeigte sich der Sozialdemokrat, dessen Partei am Sonntag rechnerisch zusammen mit den Grünen die knappe absolute Mehrheit der Union gebrochen hat, „sehr beunruhigt“ über den Einzug der NPD in den Römer.
Gleichzeitig warf er der CDU vor, diese rechte Partei mit ihrer Wahlkampagne erst salonfähig gemacht zu haben. Man bekämpfe die NPD nicht, indem man „ihre Parolen nachplappert“, sondern indem man sage, ein „anständiger Mensch“ wähle diese Leute nicht. Als Oberbürgermeister der Stadt werde er mit dem „anständigen Teil der CDU“ in dieser Frage kooperieren. Er wolle dafür sorgen, daß in Frankfurt wieder Liberalität und Toleranz verankert würden.
Der unterlegene CDU-Spitzenkandidat und Oberbürgermeister Wolfram Brück betonte, insgesamt seien die demokratischen Parteien jetzt aufgerufen, in vernünftiger Weise für die Stadt den Weg in die Zukunft zu gehen. „Ich werde dem nicht im Wege stehen“, deutete er seinen bevorstehenden Rücktritt an.
Die NPD, die nach ersten Hochrechnungen im Frankfurter Stadtparlament in den nächsten vier Jahren vertreten sein wird, sieht als einen wichtigsten Grund für ihren Erfolg die „Ausländerüberflutung“. Das Wahlergebnis habe gezeigt, daß die Bevölkerung nicht mehr bereit sei, eine solch große Zahl von Ausländern in der Stadt mitzutragen, erklärte der künftige NPD-Stadtverordnete Winfried Krauß. Außerdem liege die NPD „allgemein im Trend“. Krauß: „Man denkt heute wieder etwas mehr national.“
Als erste Initiative kündigte Krauß „das Ausmisten des Frankfurter Korruptionssumpfes“ an. Schwerpunkte für die NPD in den kommenden vier Jahren sollten darüber hinaus die Ausländerthematik und die Wohnungsfrage sein. Die NPD wolle vor allem Wohnungen für „sozial einfachere Schichten“ schaffen.
Stimmenverlusten von 12 bis 14 Prozent der Christdemokraten standen einer ersten Hochrechnung des Hessischen Rundfunks zufolge Gewinne von sechs bis sieben Prozent der NPD gegenüber. Die Nationaldemokraten waren in der Mainmetropole zuletzt von 1968 bis 1972 mit acht Abgeordneten im Stadtparlament vertreten. Für die SPD wurden im den ersten Hochrechnungen mit 38 bis 40 Prozent ein ähnlicher Stimmenanteil wie vor vier Jahren errechnet. Die Grünen werden voraussichtlich bei Stimmengewinnen von etwa drei Prozent auf rund 11 Prozent der Frankfurter Wählerstimmen kommen. Bei der FDP, die seit acht Jahren nicht mehr im Römer vertreten ist, ist der Wiedereinzug ins Stadtparlament noch nicht sicher: Erste Hochrechnungen schwankten zwischen 4,8 und 5,0 Prozent für die Liberalen.
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