: Produzenten-Auktion
■ Oldenburger KünstlerInnen wollen mit Auktion eigene Galerie finanzieren / Ehepaar überbot sich selbst
Eine Versteigerung mit 44 Werken von 9 KünstlerInnen sicherte am Samstag den finanziellen Grundstock zu Oldenburgs erster Produzentengalerie. Die vier BetreiberInnen bilden seit ihrer Ausstellung „Provinzkunst -Kunstprovinz“ in einem ehemaligen Supermarkt mitten in der City vor zwei Jahren, den lebendigen Kern der Kunstszene Oldenburgs. Sie, das sind heute die KünstlerInnen Etta Unland (neu dabei), Eckhard Dörr, Dieter Härtel und Bernd Hinzelmann, die bald nach ihrem „aldi„-Auftritt eine Atelier -Etage in der Kurwickstraße zum gemeinsamen Arbeiten bezogen. Oldenburg ist ja nicht gerade ein Mekka für KünstlerInnen. Die wenigen ernstzunehmenden Galerien bieten jüngeren KünstlerInnen ohne Namen keine Chance. Lieber wird auf Bewährtes gesetzt, was dann noch zu oft mit dem Kürzel „Prof.“ verwechselt wird.
Dies hemmende Kaufmannsdenken ist natürlich nicht oldenburgspezifisch und so auch die Künstlerselbsthilfe durch eigene Galerien nicht. Die MalerInnen wollen nicht in erster Linie eigene
Werke ausstellen. Junge engagierte Kunst aus Niedersachsen und den Niederlanden wird das Programm bestimmen. Die ersten zwei Jahre sind bereits verplant, am 26.5. wird neue Malerei von Viktoria Diehn aus Hannover den Anfang der Galerie im Dachgaschoß des „Atelierhauses“ machen, die heute noch nichts anderes als ein frisch entrümpelter Dachboden ist. Doch da die zahlreichen Auktionsgäste nicht nur durstig, sondern auch kaufwillig und -„kräftig“ waren, darf man zuversichtlich sein. 2/3 der Werke wurden zu Preisen zwischen 100 und 900 DM erhamstert. Ein Ehepaar bot sogar gegeneinander, um den Streit um den Hängeplatz durch Besitzrecht vorab zu klären. Ein noch zu gründender Verein soll die neue Einrichtung tragen, denn die KünstlerInnen wollen nicht zu GaleristInnen werden, kommerzielle Aspekte sollen keine Rolle spielen.
Leben will und kann niemand von dieser nicht-kommerziellen Galerie. Die 20%igen Verkaufsprovisionen werden sicher nicht mal zur Deckung der Unkosten ausreichen. Die müssen durch Spenden und finanzielle Unterstützung zusammenkommen. Die Bezirksregierung prüft bereits wohlwollend einen entsprechenden Antrag. Zu hoffen ist, daß auch das sich noch bedeckt haltende städtische Kulturdezernat als Förderer und nicht als Bremser auftreten wird. (Atelierhaus, Kurwickstr. 8-9)
Achim Könneke
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