: Jugoslawien-betr.: "Slowenien nacht gegen den serbischen Nationalismus mobil", taz vom 9.3.89
betr.: „Slowenien macht gegen den serbischen Nationalismus mobil“, taz vom 9.3.89
(...) Rathfelders (der andere, Hofwiler ist kaum besser und damit wären auch schon die beiden einzigen benannt die über Jugoslawien in der taz schreiben), für eine bürgerliche Journaille wahrscheinlich genau richtiges Erklärungsmodell (keine so schöne Demokratie wie BRD schlecht, wer nähert ihr sich von den Protagonisten noch am meisten besser) darf er alle paar Wochen mal wieder anhand der aktuellen Ereignisse ausbreiten, wobei ihm die Darstellung derselben (die man ja eigentlich für eine Hauptaufgabe einer Zeitung halten könnte) immer nur Anlaß ist, seinen Antikommunismus, der zur Zeit so schön um die Variante: „Fürchtet euch vor den primitiven, aufgeputschten, stalinistisch -nationalistischen Serben“ bereichert wird, auszubreiten. Als Kronzeugen führt er dann auch jedesmal dieselben slowenischen Intellektuellen an, die wie Mastnak von der Uni in Jugoslawien aus in den Chor der Serbophobiker einstimmen.
Wenn Rathfelder über serbische „Kampfmaschinerie“ schwadroniert, und die „Angst“ in „Pristina“ herum„gehen“ sieht und „Tausende von Rankovic ermordete Albaner“ erfindet, dann wird ziemlich klar, daß er in der Wahl der Mittel in seiner antiserbischen Hetze nicht wählerisch ist, und die über 30.000 Serben und Montenegriner, die aus dem Kosovo unter dem Druck der albanischen Nationalisten auswandern mußten, werden einfach zu „Projektionen“ erklärt.
Wo ich drauf raus will: weder mit dem begriffslosen Unterstützen der albanischen Seperatisten noch mit dem Verteufeln von anderen Völkern wird man der komplizierten Situation gerecht, die zuförderst ökonomische (hier wäre nicht zuletzt der IWF zu nennen) Ursachen hat. Die Selbstauflösung des Kommunismus als politischer Idee, die sich zur Zeit vollzieht, wird allen Völkern Jugoslawiens in der so gepriesenen Marktwirtschaft in der die Unterlegenen ohne viel Aufhebens unter den Tisch fallen, noch Leid tun.
Boris Davidovic, zur Zeit Erlangen
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