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Der Mensch: Die Mann

■ Donate Pahnke, Religionswissenschaftlerin und Physiotherapeutin, beschäftigte sich am Dienstag mit alten und neuen Bildern über das Wesen der Frau

Und es kamen schöne, starke und grausame Göttinen aus einer fernen Galaxis auf unseren Planeten, auf dem nur sprach-und kulturlose Individuen vegetierten. Und da suchten sie die, die ihnen am ähnlichsten waren, zum Zwecke der Fortpflanzung aus. Sie hielten die Affen in Verließen und benutzten nur ihre Samen. Ihre Abkömmlinge verstießen sie, bauten Städte und betrieben Ackerbau. Nach langen Züchtungen war der Mann -Mensch geboren.

Ein feministischer Schöpfungsmytos, den Donate Pahnke nur auf verstärktes Drängen der Veranstaltungsbesucherinnen an den Anfang ihres Vortrags („Der Magische Schoß“) stellte, eigentlich hatte sie ihn zum Schluß als

Bonbon anbieten wollen.

Pahnkes Forschung gilt in erster Linie dem Verhältnis der Geschlechter untereinander, mit dem besonderen Schwerpunkt auf der Religion und Spiritualität. Angefangen mit dem männlichen Forschungsansatz versuchte sie die Zuhörerinnen an ein weibliches, feministisches Bild der Frau in der Geschichte und Gesellschaft heranzuführen. Der Mensch, so entlarvte sie Untersuchungen, ist immer der weiße, männliche Mittelklassemann. Der Rest sind Randgruppen. Alle Männlichkeit ist Mensch, das was übrigbleibt, weiblich. Die Heilige und Hure, die der Mann zugleich begehrt, verachtet und fürchtet. „Lustangst“ nennt sie

das, und verweist auf das christliche Urbild der „vagina dentata“, das Symbol für den Eingang der Hölle. Daher, und da findet sich der Bezug zum gentechnischen Oberthema der Frauenwoche, sei der Mann auch so daran interessiert, den Vorgang der Befruchtung unabhängig von der Frau vollziehen zu können, um dem beängstigenden „magischen Schoß“ so wenig wie nötig ausgeliefert zu sein.

Ein Rückblick in matriarchalische Zeiten lehrt da eine ganz andere Definition der Weiblichkeit, eine viel positivere Umgangsweise mit dem weiblichen Geschlecht.

Tischerücken war in dieser sehr auschlußreichen Veranstal

tung nur aus aus räumlichen Gründen nicht angesagt, dem Spiritismus wurde sich mehr auf wissenschaftliche Weise genähert, und auch der eingangs zitierte Schöpfungsmytos, der sicher besser am Ende aufgehoben gewesen wäre, blieb nicht unkritisiert im Raum stehen. Ein Augenmerk von Pahnke, die sich auch sehr intensiv mit der mythologischen Bedeutung des weiblichen Blutes, der Menstruation und den damit verbundenen Tabus beschäftigt hat, liegt auf den Möglichkeiten der Frau, mit den Folgen dieser patriachalischen Verteufelung umzugehen. Die Amazonen, Diana oder Athene warben sicher nie für ob-Tampons.

KeDe

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