: Name: Stephan Lupino, Fotograf
Bilder von Zärtlichkeit, erotischen Träumereien, poetischer Schönheit, von Identität hier bitte das Foto mit dem Fauengesicht ■
Foto: Stephan Lupino
„Mein Leben dreht sich um meine Bilder. Meine Liebhaber sind dort zu finden. Meine Liebe spricht aus ihnen; auch der Haß muß dort Platz haben. Ich lebe für die Bilder und ich werde auch für sie sterben. So viele Erinnerungen hängen an ihnen und noch viel mehr werden dort auftauchen. Ich werde niemals aufhören, Bilder zu machen, denn ohne sie existiere ich nicht wirklich.„
Ein Mensch hat seinen Weg gefunden. Seine jugoslawische Heimat verließ er 1972. In Rom und London arbeitet er als Karateausbilder, als Rausschmeißer in einer Disco. Es zieht ihn weiter nach New York City. Leibwächter, Schauspielschüler, Autor und Fotomodell. Immer auf der Suche. 1983 borgt er sich eine Kamera: der Start.
Jetzt hat die ausgehungerte Fotowelt einen Star. Er wird vermarktet als „selbsternannter Guerilla der Fotografie“, als der „Größte der 90er Jahre“. Welche Kamera, welches Objektiv, welchen Film er benutzt, ist überall zu lesen, horrende Tagesgage. Markige, provokante Sprüche von ihm werden veröffentlicht. Viele seiner Bilder sprechen eine andere Sprache.
254 E, 2nd Street, N.Y.City - die Disco „The World“. Hier treffen sich die Schnellebigsten der Stadt. Je exzentrischer, dekadenter, desto besser. Jeder Abend ein Tanz am Rande des Vulkans. Ab 2 Uhr ist er mit der Kamera dabei: Stephan Lupino. Er geht nicht hin, er taucht ein. Voyeur meets exhibitionists. Er spielt mit ihnen, läßt sie posieren wie es ihm gefällt, befriedigt ihr dringendstes Bedrfnis: totale Selbstdarstellung.
Es entstehen Bilder tiefer eindringlicher Direktheit. Entblätterte Körper, entblätterte Seelen - alle geben was sie haben, die Fassade, die niemals lächelt. Doch hinter den coolen, scheinbar undurchdringlichen Gesichtern ist die Verletzlichkeit, die „Einbahnstraße“ erkennbar. Voller Sehnsucht nach mehr als diesen Nächten, auf der Suche nach irgendetwas ...
Stephan Lupino, der Studiofotograf: „Meine Modelle glauben an sich, an ihren Körper. Ich verleihe ihnen Würde und Schönheit, gebe ihnen Seelen.„ Es sind nicht nur klassische Schönheiten. Fettleibige Männer, alternde Frauen, unförmige „häßliche“ Körper.
Jetzt werden Stephan Lupinos Arbeiten stiller, weniger spektakulär. Die Mittel sind sparsam: perfekt eingestellte, geringste Schärfentiefe lenken den Blick auf das Wesentliche. Seine Bildsprache ist gelenkt von der typischen Spontaneität eines Autodidakten, frei von fotografischen, gesellschaftlichen Konventionen.
Lupino hat keine Mission, aber seine Bilder sprechen: Von Zärtlichkeit, erotischen Träumereien, poetischer Schönheit, von Identität. Eine eigenartige Tristesse spricht aus ihm, ein Hauch von Vergänglichkeit. Jörg Oberheid
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