: Von der Stadt aufs Land
■ Statt 36 Klassenräumen in der Stadt Bluefields werden mit den taz-Geldern nun 90 im Landkreis aufgebaut
Am 26. Oktober - wenige Tage nach dem der Hurrikan „Joan“ halb Nicaragua verwüstet hatte - eröffnete die taz ein Spendenkonto für den Wiederaufbau der Schulen von Bluefields. Die spontane Hilfsbereitschaft übertraf all unsere Erwartungen. Über 590.000 Mark spendeten taz-Leser.
Bei der Realisierung des Projekts sahen wir uns mit zahlreichen Problemen konfrontiert, die wir überhaupt nicht erwartet hatten und die andererseits für die Nicaraguaner eben Alltag sind. Zunächst stellten wir fest, daß es nahezu unmöglich ist, von Managua aus mit Bluefields zu telefonieren, also richteten wir eine Funkverbindung ein. Den Strom für die Station in Bluefields liefert eine alte Lastwagenbatterie, die alle fünf Tage aufgeladen werden muß. Nachdem die wichtigsten Einkäufe - Zinkbleche, Rostschutzfarbe, Holz, Nägel und Scharniere - einmal getätigt waren, kamen die Transportprobleme. Von Managua und Matagalpa per Laster nach Rama, dann auf dem Schiff nach Bluefields. Doch die Schleppkähne brauchen drei Tage für die Flußfahrt, das Material mußte also in Rama oft zwischengelagert und also bewacht werden; daß alles geklaut wird, was nicht eingeschlossen ist - auch Rama ist zerstört, und den Leuten mangelt es an allem -, dürfte ein Gerücht sein.
In Bluefields stellten wir schließlich fest, daß ausländische Hilfsorganisationen ebenfalls die dortigen Schulen wieder aufbauen wollten. So entschlossen wir uns, von der Stadt aufs Land zu gehen. Statt der 36 Klassenzimmer in Bluefields werden mit den taz-Geldern nun die 90 zerstörten Räume der Schulen im umliegenden Land und auf der Insel Corn Island wiederaufgebaut. Dies brachte neue Probleme mit sich. Wir mußten Boote und Bootsleute anheuern, um das Material über die Lagune zu schippern. Die Boote aber brauchen Benzin, und das wiederum muß mühsam auf dem Land und Flußweg von Managua herbeigeschafft werden. Für den Materialtransport nach dem völlig zerstörten Corn Island, das weit draußen im Karibischen Meer liegt, braucht man seetüchtige Schiffe und dafür wiederum eine Besatzung, und und und. Noch sind die Arbeiten zwar nicht abgeschlossen. Aber die neuen Gebäude sind bereits überdacht, sodaß der Unterricht beginnen kann.
Aller Voraussicht nach reichen die aufs taz-Konto eingeflossenen Gelder aus, um das Vorhaben zu finanzieren. Wir werden den taz-Lesern so bald wie möglich eine endgültige Abrechnung vorlegen. Wenn zu wenig Geld da ist, werden wir noch mal zu einem Endspurt aufrufen. Sollte „überschüssiges“ Geld da sein, werden wir davon Möbel und Material für die Schulen kaufen. Falls wider Erwarten auch dann noch Geld übrigbleibt, werden wir es an eine der Organisationen überweisen, die sich um die Behebung der Hurrikanschäden bemühen.
thos
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