Plädoyer für kindliche Denkweise

■ Theater mit Puppen als Kindheitserinnerung / Am Samstag hatte „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery im Theatrium im Packhaus Premiere

Warum der kleine Prinz vielerort noch als Kinderbuch gehandelt wird, war mir immer schleierhaft. Auch mir wurde diese Pflichtlektüre schon im zarten Alter von sieben Jahren vorgetragen. Unklar ist mir, ob diese Fehleinschätzung des kindlichen Verständnisses oder andere Faktoren der Grund dafür waren, daß ich das Buch nie so recht verstanden hatte und es eher als langweilig befand. Das einzige, an das ich mich lebhaft erinnere, war diese Riesenschlange, die einen Elefanten verschluckt hat.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die erzieherischen Fehler kulturbildnerischer Art wurden am Samstag im Theatrium repariert. Der „Pips“ Detlev Andreas Heinichen zeigte als „Soloprogramm“ das Puppenspiel „der Kleine Prinz“ - eine Interpretation des Exupery-Werkes, die es

zumindest mir ermöglichte, die Philosophie dieses Buches zu erfassen - und für urwahr zu halten.

„Die großen Leute sind sehr, sehr seltsam“, sagt der kleine Prinz und das scheint die einzig mögliche Schlußfolgerung, betrachtet man das Treiben der Menschheit mit seinen unschuldigen Augen. „Der kleine Prinz“ ist ein einziges Plädoyer für die kindliche und wider die zivilisierte, kapitalistische Denkweise. Wieso soll das Reparieren einer Maschine wichtiger sein als die Tatsache, daß ein Schaf eine Blume abbeißt, die doch einzig ist auf der Welt.

Dies ist die Aussage von Heinichens Interpretation, das macht die Vorstellung zu einem Abend des Erkennens verlorener Wurzeln - der Kindheit. Virtuos wechselt Heinichen dabei von der

Schauspielerei mit dem eigenen zum Puppenkörper, Hand-, Stabpuppen, alles ist vertreten, sichtbar, ob seine Stimme das Medium wechselt, oder ob er sich im Zwiegespräch mit sich selbst befindet, dies zu entscheiden bleibt den ZuschauerInnen überlassen. Die Puppen selbst sind Charakterköpfe, haben Ausstrahlung, Holzfigürchen, nicht vom Puppenspieler selber, sondern von einem Handwerker gefertigt.

Mit dem kleinen Prinzen zeigen die „PiPse“ ein weiteres Mal, daß Puppentheater nicht den Kindern vorbehalten sein muß. Und daß die Abtrennung Puppen - Theater viel zu separierend ist. Theater mit Puppen wäre die bessere Bezeichnung. Anja Herhol

Weitere Vorstellungen heute (Di) bis Freitag, jeweils 20 Uhr