FDP bleibt brav im Ochsenjoch

Graf Lambsdorff legt Bekenntnis zur Koalition ab Allerdings sollten neue „Köpfe und Gesichter“ auftauchen  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

„Erleichtert warf der Ochse das Joch ab und trottete ins Schlachthaus.“ Dieser Vision kann der FDP-Vorsitzende Lambsdorff nichts abgewinnen. Deshalb ermahnte der Graf gestern seine Parteifreunde, mit dem „überflüssigen und schädlichen“ Gerede über das „vermeintliche Koalitionsjoch“ aufzuhören.

Die eigenen Ochsen sollen zwar nicht ausgetauscht werden, aber für eine Regierungsumbildung ist Lambsdorff jetzt auch. Ein „substantieller Neuanfang“ könne dadurch „untermauert“ werden, „daß man neue Köpfe und Gesichter sieht“, meinte der Graf, bezeichnete aber weder alte noch neue Köpfe namentlich.

Zu mehr Disziplin in der Personaldebatte rief gestern ebenfalls der CSU-Generalsekretär Erwin Huber auf: Die Kabinettsumbildung dürfe nicht „auf dem Jahrmarkt“ ausgetragen werden. Man solle abwarten, was dem Kanzler im Gasteiner Osterurlaub einfalle.

Den Bundesbürgern fällt zu Kohl derweil gar nichts mehr ein: Auf dem ZDF-Politbarometer, dessen Skala von Minus Fünf bis Plus Fünf reicht, hat der Kanzler den Wert 0,0 errungen, auf dem achten Platz weit abgeschlagen selbst hinter Familienministerin Lehr, die doch auf der Abschußliste für angeblich unpopuläre Kabinettsmitglieder steht. Der baden -württembergische Ministerpräsident Lothar Späth, der als möglicher Konkurrent oder Nachfolger Kohls gehandelt wird, steht auch bei den vom ZDF befragten Unionsanhängern auf der Beliebtheitsskala Fortsetzung Seite 2

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vor dem Kanzler. Dennoch hält die FDP der Oggersheimer Nullösung die Treue: „Wir richten uns darauf ein, mit Kohl bis zum Ende der Legislaturperiode zusammenzubleiben“, sagte Lambsdorff gestern.

Unter dem Strich seien die Ergebnisse der Regierungskoalition „vorzeigbar“. Die Mitglieder des FDP -Präsidiums sollen jetzt in ihren Landesverbänden dafür sorgen, daß bei Koalitionsüberlegungen „größere Zurückhaltung“ an den Tag gelegt werde. Auf Bundesebene solle über die Wahlaussage erst 1990 entschieden werden.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, hätten die „Republikaner“ nach der ZDF-Umfrage mit fünf Prozent den Einzug in den Bundestag geschafft. 72 Prozent der REP -Anhänger äußerten, die Unionsparteien seien „zu ausländerfreundlich“. Eine Mehrheit der Unionswähler plädierte für ein bundesweites Auftreten der CSU.