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Theaterdonner

■ Die EG, Rushdie und der Iran

Es wäre besser gewesen, die EG-Staaten hätten in der Rushdie -Affäre nie Sanktionen gegen den Iran beschlossen. Dann wäre es auch nicht so peinlich, diese nach und nach wieder zurückzunehmen, während die Morddrohung Khomeinis gegen den Autor der Satanischen Verse weiterhin Gültigkeit besitzt. Dann müßten sich die Politiker von London bis Bonn jetzt in ihren Erklärungsversuchen nicht so winden, wenn sie vier Wochen nach ihrem heroischen Beschluß kundtun, nun solle nicht mehr Öl ins Feuer gegossen werden.

An der Sachlage selbst hat sich nichts geändert. Aber das Stück „Verteidigung der Werte der zivilisierten Welt“ ist bereits abgesetzt, das nächste, das auf dem Spielplan der Politbühne steht, wird den Titel „Business as usual“ tragen. Der Iran hat auf dem Außenministertreffen der Islamischen Konferenz-Organisation keine Rückendeckung für den Mordbefehl, wohl aber für die Verurteilung Rushdies erhalten, und die EG-Staaten haben sich zu der erstaunlichen Auffassung durchgerungen, daß Khomeini nicht auf die Schnelle mit einer offiziellen Erklärung klein beigegeben wird. Nach der ersten Aufregung und Empörung, der Lust an der Sensation, dem Beschwören des eigenen Mutes und den opportunen Politikerbeschlüssen stehen nun die Zeichen von Riad bis Brüssel auf Deeskalation. Zumindest in unseren Breitengraden wird die Rushdie-Affäre wieder sang und klanglos in der Versenkung verschwinden. Das ganze Polittheater hätte man sich gut sparen können.

Beate Seel

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