K O M M E N T A R Wofür Türken gut sind

■ Ausländerpolitik als SPD-Versorgungs-Aufgabe

In Bremens SPD herrscht ein ungeschriebenes und inoffizielles Gesetz. Geschrieben könnte es ungefähr so lauten: Tue politisch Gutes möglichst nur, wenn Du damit gleichzeitig der Partei etwas Gutes antust. Und wie tut man der Partei Gutes? Indem man ihren verdienten Mitgliedern zum Beispiel zu einem gut bezahlten Job verhilft, der nicht zu übermäßigen Anstrengungen zwingt und genügend Zeit für Parteiarbeit läßt.

Die SPD-Entscheidung, sich künftig verstärkt um Ausländerintegration zu kümmern, ist in der Sache nicht nur angesichts rechter Wahlerfolge richtig. Die Sache wird allerdings unglaubwürdig, wenn sie schon zu Beginn der Diskussion gleichzeitig unter dem Gesichtspunkt „Eignung als Versorgungsposten für Unterbezirks-Vorsitzende“ diskutiert wird. Sachlich mag gegen eine „Landes-Ausländerbauftragte“ Dagmar Lill nichts sprechen. Was gegen die Kandidatin Lill spricht, ist die Begründung, eine Unterbezirksvorsitzende brauche einen ruhigen Job. Ehe die SPD ihre „neue“ Ausländerpolitik schon diskreditiert, bevor sie überhaupt begonnen hat, sollte sie wenigstens nochmal bei Lottozentralen oder Straßenbahn-AGs nach Frühstücksdirektorinnen-Posten gucken.

Klaus Schloesser