WAND UND BODENDECKER

■ Rauminstallation von Bettina Munk und Meisterteppiche

Der „Laden für Nichts“ hat Probleme. Weil die Ausstellungen zwar mehr oder weniger viel Geld kosten, denn auch das Nichts hat seinen Preis, aber bis jetzt noch nichts eingenommen worden ist durch den Verkauf von Kunst.

Aber wer wird sich auch so eine Rauminstallation von Bettina Munk Aus der Traum in die gute Stube oder ins Foyer stellen, die an letzterem Ort möglicherweise von übereifrigen Sauberfrauen oder -männern beseitigt würde. Schließlich besteht diese Installation, über die man zwar nicht stolpern kann, in größeren Teilen aus Plastikeimern und -schüsseln. Sie hat sie zweifellos ordentlich gestapelt, wenn man sieht, daß diese Türme immer höher werden. Sie hat sie allerdings keineswegs so aufeinandergestellt, daß man eine Anordnung wie im Kaufhaus erkennen könnte. Sie stehen wenigstens teilweise unordentlich auf dem Kopf, sie passen nicht in der Größe und Farbe zueinander. So stellt man jedenfalls keine Ordnung her. Ihre acht Türme stehen unter acht schwarzen Linolstreifen, die unterschiedlich lang sind, aber auf dem Boden so ausgerichtet sind, daß sie streng und ordentlich im Abstand von zehn Zentimetern liegen und obendrein noch so tun, als ob sie gleich lang wären. Und noch einmal ist diese Anordnung gebrochen. Auf dem schwarzen Linoleum findet sich in grauer Farbe das vergrößerte Piktogramm aus einem BVG-Bus, das den Leseunkundigen verrät, daß eine Treppe eine Treppe ist, mit deren Hilfe man ins Oberdeck gelangt. Es muß eben alles seine Ordnung haben. Wenn noch zu erwähnen ist, daß die Künstlerin ihr Bodenarrangement von sechs Neonröhren bestrahlen läßt, so hilft das zwar auch nicht weiter, aber man kann sich in ordentliche Spekulationen darüber verlieren, ob es Bettina Munk mit ihren Plastikeimern und Gummistreifen gelungen ist, das Thema Aus der Traum darzustellen.

Für die einen wird es ein ziemlich banales Arrangieren von Haushaltswaren bleiben, über die man nicht mehr reflektieren kann oder muß. Für andere wird das Piktogramm der Stein des Anstoßes bleiben, der die Ordnung stört, weil Treppensteigen scheinbar nichts mit Plastikeimern zu tun hat.

Wie viel einfacher macht es uns im Gegensatz zu Bettina Munk die Galerie Sonne, die sich wieder einmal etwas Neues hat einfallen lassen. Nicht, daß sich die Galerie zum Teppichhaus gewandelt hätte. Aber die Räume sind jetzt ausgelegt und ausgehängt mit eben diesen Gebrauchswaren, die üblicherweise anderswo gehandelt werden. Hier sind die Webmuster allerdings andere. Sowohl an den Wänden wie auf dem Fußboden sind Teppiche zu sehen, die Pablo Picasso, Andy Warhol und Roy Lichtenstein mit ihren Motiven haben herstellen lassen. Es sind Bilderteppiche, die anders als in Öl, getreten wie gestreichelt werden können. Getreten werden sie kaum werden. Dazu sind sie wohl zu kostbar bei Preisen von 18.000 Mark an aufwärts für ein Einzelstück. Eher werden die jüngeren Künstler, die die Methode der Teppichbilder wieder aufgenommen haben, wie Walter Dahn, Jiri Georg Dokoupil oder Miko Bidlo, bei kaum geringeren Preisen für die handgeknüpften Teppiche zum Betreten verführen, liegt doch auch ein riesiges, drei mal drei Meter großes Monopoly -Spiel des Holländers Rob Scholte bereit. Und wenn man das nötige Kleingeld besitzt, wird es nicht schwerfallen, problemlos auf die Schloßallee zu kommen.

Qpferdach

Der Laden für Nichts,

Skalitzerstr. 94b, ist Di, Fr und Sa 15-19 Uhr geöffnet.

Galerie Nikolaus Sonne, Kantstr. 138, 1-12, Di-Fr 11-13 Uhr und 15-18.30 Uhr, Sa 11-14 Uhr