: Igel hechelt nicht mehr
■ BesetzerInnen zur AL: „Schäferhund statt Igel“ Umweltsenatorin verlangt Antwort der Fraunhofer Straße
„Der Igel wird zum Deutschen Schäferhund.“ Diese Metamorphose der AL diagnostizieren jetzt BesetzerInnenkreise der Stadt. Die Räumungen vom Dienstag hätten gezeigt, schreibt die „Wilde Wutz“ in einer Erklärung, „daß SPD und AL keine Alternative“ zur alten Koalition seien. „Als Regierungspartei entlarven sich die Senatorinnen vor ihrer eigenen Basis“, erklärten ergänzend die Dienstags-BesetzerInnen.
Die tierisch entlarvte AL-Umweltsenatorin Schreyer will den BesetzerInnen des ehemaligen Arbeitsschutzmuseums in der Fraunhoferstraße nun - ganz artgerecht - nicht mehr hinterherhecheln. Bis Montag sollen sie sich zum Verhandlungsangebot der Senatorin äußern, verlangte jetzt ihr Staatssekretär Klaus Groth. Das sei aber „keine Frist“ und auch kein Ultimatum, versicherte der Staatssekretär gestern auf taz-Anfrage. Wie die Senatsbehörde vorgehen will, wenn die BesetzerInnen nicht antworten, ließ Groth offen. Bis heute vermißt Groth eine „authentische Äußerung“ der BesetzerInnen. Flugblätter reichten nicht aus, meinte der Schreyer-Mitarbeiter. Immerhin hätten die BesetzerInnen selbst bestimmte Flugblätter als „Fälschung“ bezeichnet.
Auch die taz bemühte sich bei den BesetzerInnen gestern vergeblich um die Gnade einer Stellungnahme. „Wenn ihr die Hungerstreikerklärung der Frauen aus der Plötze abholt“, so eine Frau, „dann äußern wir uns.“ Wie berichtet, hatte Schreyer den Fabrik-BesetzerInnen angeboten, neben dem besetzten Haus in der Marchstraße ein Zelt aufzubauen. Am 1. April geht die Verfügungsgewalt über das alte Fabrikgebäude wieder an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) über. Sie will hier bereits im April Schwingungsmessungen vornehmen. Menschen könnten sich dann in dem Gebäude nicht aufhalten, erläuterte Groth. Über eine anschließende „Zwischennutzung“ läßt der Senat jedoch mit sich reden, da der von der PTB geplante Ausbau der Fabrik erst 1992 beginnen soll. Über ein von den BesetzerInnen gefordertes „Revolutionäres Zentrum“ werde nicht verhandelt, schränkte Groth gestern aber ein. Die Stadt habe „andere Probleme„; so fehlten „Freiräume“ für Jugendliche. Groth hatte deshalb ein „multikulturelles Jugendzentrum“ angeboten. Auch für das teilbesetzte Haus Nostitzstraße 49 ist noch keine Einigung in Sicht. Bausenator Nagel (SPD) will sich erst nach Ostern zu einem Nutzungskonzept der BesetzerInnen äußern, das diese ihm am Donnerstag vorbeigebracht hatten. Der neue private Eigentümer des Hauses schließe einen „Strafantrag und eine damit verbundene Räumung“ nicht aus, vermeldete die „Morgenpost“.
hmt
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