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IWF-Frühjahrstagung: Brady-Plan auf Prüfstand

■ „G-7“ verlangt Konkretisierung / Erste Anwendung bei Mexiko und Venezuela?

Wenn die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank am morgigen Freitag startet, dürfte die jüngste Idee des US-Finanzministers Nicholas Brady zur Verringerung der Altschulden in bestimmten Drittweltstaaten Thema Nummer Eins sein. Insbesondere auf die Debatte in der „Gruppe der 24“ (G-24, Vertretung der Entwicklungsländer), kann man gespannt sein, haben sich doch die Schuldnerstaaten selbst bisher mit klaren Äußerungen zum Brady-Vorschlag zurückgehalten. Ihre Sorge gilt eher der Sicherstellung von Neukrediten als dem Abbau von Altschulden (siehe taz vom 22.3.). Parallel dazu tagen sowohl die G-7, die Gruppe der Teilnehmerstaaten des jährlichen Weltwirtschaftsgipfels, als auch ihre Erweiterung auf die zehn wichtigsten Gläubigerstaaten, die G-10. Die Gesprächspartner der USA in diesen beiden Gremien haben in den letzten Tagen geltend gemacht, der US-Finanzminister möge doch bitte seine Vorschläge konkretisieren, da vieles am „Brady-Plan“ noch sehr nebulös ist.

Insbesondere die Rolle des Währungsfonds ist noch unklar. Er soll nach Bradys Vorstellungen Gelder bereitstellen, mit denen handelbare Anleihen verbürgt werden, in die die jetzigen Altschulden der Drittwelt-staaten umzuwandeln sind. Der Preisabschlag, mit dem diese Anleihen, im Vergleich zum Nennwert der ursprünglichen Schuld, auf den Markt kommen, ist dann dadurch gerechtfertigt, daß die Papiere sicher sind: kann das Drittweltland nicht zahlen, springt der IWF als Bürge ein. Außerdem will Brady, daß der IWF den Rückkauf von Schulden durch die Schuldnerländer selbst unterstützt ebenfalls mit Preisabschlägen.

Wenn dann der Interimsausschuß des IWF am 3. April zusammentritt, kommt die eigentliche Nagelprobe für die US -Regierung. Sie muß sich dann zu der Forderung aus anderen Industrie- sowie Schuldnerländern verhalten, die Quoten des IWF zu erhöhen, gegenüber der sich Washington bislang immer ablehnend verhalten hat. Ohne zusätzliche Gelder ist der Brady-Plan jedoch im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Auch im gemeinsamen Entwicklungsausschuß von IWF und Weltbank am 4.April wird das Thema Quotenerhöhung anstehen.

Unterdessen will die 'New York Times‘ erfahren haben, daß bereits erste konkrete Überlegungen zur Anwendung des Brady -Planes angelaufen sind. Die Versuchskaninchen diesesmal: Mexiko (stets mit von der Partie bei diesen Gelegenheiten) und - als aktueller letzter Unruheherd in der Verschuldungsszene: Venezuela. Die Weltbank plant demnach, auf ihrer Verwaltungsratssitzung am 30.6. zwei Milliarden für Mexiko und 700 Millionen für Venezuela bereitzustellen, mit denen im obigen Sinne finanzielle Anreize zur Verbesserung des Kreditrisikos - sprich Bürgschaften geschaffen werden. Für den Fall, daß bis zu diesem Zeitpunkt der Brady-Plan noch nicht in die Form eines IWF-Programms gegossen sein sollte, hat sich die US-Regierung schon jetzt bereit erklärt, Überbrückungskredite zur Verfügung zu stellen.

Streitpunkt auf den Sitzungen der Industrieländer dürfte schließlich noch die künftige Stellung der Japaner im Fonds sein. Die fernöstliche, zur Zeit überliquide Nation erhofft sich - insbesondere im Zuge einer Quotenaufstockung - höhere Stimmrechte, wie sie sie in der Weltbank bereits erlangt hat, und wäre im Gegenzug bereit zu höheren Einzahlungen. ul

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