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Verlogener Appell

■ Großbetriebe sponsern Umweltbefragung

Als die AUGE-Aktion „Umweltfreundlicher Haushalt 1989“ begann, mutmaßten Kritiker eine alternative Volksaushorchung oder eine getarnte Marktanalyse für die Sponsoren. Beides ist offensichtlicher Unsinn, da mit dieser Befragungsaktion Daten zusammengestoffelt werden, die keinerlei Aussagekraft haben. Das Ärgerliche an dieser Aktion ist auch nicht, daß einige Großbetriebe sich durch ihr Sponsorentum ein umweltfreundliches Image verschaffen wollen. Daß sie dies für notwendig halten, könnte der Anlaß für Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren sein. Wirklich störend an dem Ganzen ist die Individualisierung der Umweltproblematik. Zweifelsohne ist es begrüßenswert, wenn der einzelne weniger Waschmittel verbraucht oder die Temperatur in seinem Schlafzimmer tagsüber herunterfährt. Aber der moralisierende Appell an den einzelnen, erst einmal vor der eigenen Tür zu kehren, ist vor dem Hintergrund der täglichen Umweltkatastrophen einfach verlogen. Er verfängt allerdings, weil die meisten Menschen in diesem Land nicht so abgebrüht sind wie die Verantwortlichen in den Führungsetagen der Großkonzerne und in den Parlamenten.

In den Haushalten finden sich lediglich die Produkte der umweltgefährdenden Großtechniken. Sie über den Umweg eines veränderten Verbraucherverhaltens loswerden zu wollen ist zeitaufwendig, umständlich und keineswegs mit einer Erfolgsgarantie versehen. Ozonloch, Tankerunglück vor Alaska oder zunehmende Allergien zeigen hier, daß für solche Mätzchen keine Zeit mehr ist - ganz davon abgesehen, daß überhaupt kein einsehbarer Grund besteht, ein Übel nicht an seiner Wurzel zu bekämpfen.

Kai Fabig

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