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Wohltat für Aids-Kranke

■ Berliner Sponsoren veranstalten Benefiz für Aids-Hilfe Erlös für Wohnprojekte, Individual- und Selbsthilfe

„Wer auf der Sonnenseite des Lebens steht, sollte die im Schatten nicht vergessen.“ Soviel Edelmut bringen rund 60 Sponsoren auf, um am kommenden Sonntag mit dem Benefiz „Special Sunday“ die Berliner Aids-Hilfe e.V. zu unterstützen. Initiiert von vier Berliner Firmen, die bereits in der Vergangenheit Benefizveranstaltungen durchgeführt hatten, und unter der Schirmherrschaft von Ärztekammer-Präsident Ellis Huber werden nicht nur diverse Showeinlagen geboten, sondern auch zwei Versteigerungen. Der Erlös wird ohne Abzüge der Aids-Hilfe überreicht.

Das Engagement der Geschäftsleute ist sicherlich nicht nur auf ihre karitative Ader zurückzuführen, ein gewisser Werbeeffekt kann nicht geleugnet werden. Aber, so Hartmut Waldow vom Porsche-Zentrum, das sei doch nichts Schlechtes. „Warum sollte man sich denn immer für Wohltätigkeit entschuldigen?“ Zudem werde auch von den Veranstaltern mit Besorgnis beobachtet, daß aus dem Thema Aids „die Luft raus“ sei. Die Panik der letzten Jahre ist in der Öffentlichkeit verschwunden. In den USA sei, so Peter Los, einer der Initiatoren, der Kondom-Verkauf erschreckend zurückgegangen.

Der Aids-Hilfe kommt, ob Produktwerbung oder nicht, die finanzielle Spritze gerade recht. Fast ausschließlich auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen und mit einer zunehmenden Zahl von Betroffenen konfrontiert, braucht die Aids-Hilfe Spenden. Die Einnahmen aus der Wohltätigkeitsveranstaltung sollen zu je einem Drittel in die Bereiche Wohnprojekt, Individualhilfe und Selbsthilfe aufgeteilt werden.

„Man traut sich schon gar nicht mehr, auf die desolate Wohnungssituation in Berlin hinzuweisen“, so Maria Hasenäcker, Pressesprecherin der Aids-Hilfe, „aber wo es schon für die Gesamtbevölkerung schlecht aussieht, ist es für Aids-Kranke beziehungsweise HIV-Positive nahezu aussichtslos“. Deshalb hat die Aids-Hilfe auch ein Wohnprojekt initiiert, in dem Menschen mit HIV und Aids Raum zum Leben haben. Auch die Individualhilfe braucht Geld, um unbürokratisch reagieren zu können. Nicht nur in extremen Notlagen, wie zum Beispiel Mietübernahmen bei drohender Räumung, wird Geld an die Betroffenen verteilt. „Manchmal geben wir auch jemandem Geld, um ihm eine Freude zu machen“, sagt Jörg Stubben, Geschäftsführer der Aids-Hilfe. So wurde einem Aids-Kranken, der in der Klinik liegt und dessen einziger Kontakt ein Betreuer der Aids-Hilfe ist, für 50 Mark ein Geburtstagsgeschenk gemacht.

du

Special Sunday: 2.4.89, 11-17 Uhr im Porsche-Zentrum Berlin, Karlsruher Straße 25-27, Halensee.

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