: Bundesbahn: Flächen für Sprayer / Cui Jian, Rock-Star der VR China
Zum erstenmal hat die Bundesbahn Flächen für Sprayer freigegeben: Auf zwei Hamburger S-Bahnhöfen dürfen seit Sonntag die Graffities ganz offiziell die Fahrgastunterstände zieren - die Bundesbahn selbst hatte zur Malstunde geladen. Die Writer begrüßen die Aktion. „Es ist ein riesiger Vorteil, wenn Writer ihre Sachen in Ruhe machen können“, meint Zico, der seinen bürgerlichen Namen nicht preisgeben will. Aber ob die Absicht der Bahn, aus Feinden Freunde zu machen, verfängt, bezweifelt er dennoch. Die Bahn will denn auch in Zukunft das illegale Sprayen noch mehr verfolgen als bisher.
Seine steile Karriere begann er mit 14 Jahren als Trompetenbläser im Philharmonischen Orchester von Peking, und von Michael Jackson weiß er nur, daß er „Tiere mag“. Cui Jian, erster Rock-Star der Volksrepublik China, antwortet lächelnd den Journalisten, die sich beim Rock-, Jazz- und Schlagerfestival im französischen Bourges zu seiner Pressekonferenz drängen. Rund 200 sind gekommen, doppelt so viele wie bei den Pressekonferenzen anderer Stars. Der 28jährige Cui Jian, Idol der chinesischen Jugend, hat im eigenen Land einen Riesenerfolg. Eine seiner Platten wurde zu sieben Millionen Exemplaren abgesetzt, wovon so mancher westliche Star nur träumen kann. Zu seinem Konzert auf dem am vergangenen Samstag eröffneten 13. „Printemps de Bourges“ waren allerdings nur bestenfalls 300 Neugierige in den Palais des Congres gekommen, der 2.000 Zuhörern Platz bietet. Seine Musik, eine sonderbare Mischung aus chinesischer Tradition und angelsächsischem Rock und Pop, interessierte offensichtlich weniger als seine Interviews. Der Star aus Peking, der sich mit westlicher Frisur in der Uniform der Volksarmee präsentiert, fand 1986 „durch Kassetten und Platten ausländischer Freunde“ zum Rock, denn im Ausland ist er jetzt zum ersten Mal. Seinen Lebensunterhalt verdient er durch Auftritte in großen Hotels oder auf Festivals, denn zu dem offiziellen Weg, den die Zusammenarbeit mit Rundfunk und Fernsehen voraussetzt, hat er „vorerst keine Lust“. Die Frage eines Journalisten, ob er sich zu den „non-konformistischen Musikern“ zählt, bereitet Cui Jian sichtbar Probleme. Nach langer Rücksprache mit seinem Dolmetscher möchte er wissen, ob die Frage denn nicht anders formuliert werden könne.
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