Sonnenkehlen im Packhaus

■ Das „Trio Bulgarka“, ein Ableger des bulgarischen Nationchores gastierte vor einem Ableger dessen Publikums / Fremde Musik, fremde Sprache, fremdes Instrumentarium

Ein kleines Häuflein saßen wir da im Packhaus: vielleicht 60 Leute der unterschiedlichsten Zeichensprachen, friedlich versammelt, um dem Trio Bulgarka und seinem Begleitquintett Balkana zu lauschen, das die Luft mit fröhlichen Gesängen von der Liebe und den Zweifelsfällen des Le

bens im balkanhügeligen Bulgarien erwärmte. Als Nachzieher nach dem spektakulären Erfolg des bulgarischen Nationalchores im letzten Herbst waren sie gekommen, von dem damaligen Pressehype jedoch unbeleckt geblieben: drei lächelnde Damen, die verständliche Lieder in einer unverständlichen Sprache singen und fünf nette Onkels die freundlich ihre Instrumente spielen, sich über den Beifall freuen und ansonsten eher eine kulturmissionarische Funktion erfüllen. Wer kennt hierzulande schon die Instrumente, die sie spielen, wer kennt schon die Art von Klang, die sie produzieren? Nur die Anschlagsweisen sind ähnlich: ein Instrument, das gespielt wird wie eine Mandoline, eine Trommel, eine Flöte und ein Dudelsack und eins, über das der Bogen streicht, auch das erkennen wir, aber wie das dann klingt, auf bulgarisch, das kannten wir noch nicht. Dem Kollegen K. wären weiland die Finger verkokelt worden, hätte er sich je erdreistet, solch schräges Wimmern aus seiner Violine zu locken.

Die Damen des Abends, hübsch bunt geputzt in ihren bulgarischen Gewändern, sangen derweil, in allen erdenklichen Zusammenstellungen die verschiedensten ihrer fröhlichen Weisen und fühlten sich auf der Bühne im kalten Bremen aufgehoben wie zu Hause. Wohl fehlt ihnen die überwältigende Schallkraft, die der Chor mit seinen zehnmal mehr Kehlen entwickeln kann, doch entfalten sie in der be

weglichen Kleingruppe eine Lebendigkeit, daß dem unterkühlt bremischen Hörer das Herze lacht. Ein Abend voller Heiterkeit also, auch wenn draußen der Sturm fegte und der Regen pieselte, die GenossInnen dieses Abends waren davon nicht mehr zu überzeugen. ste