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Knigges Schaumspeise

■ In Bremen genossen, „in Teutschland wenig verfertigt“

Adolf Freiherr Knigge, Verfasser des brühmten Buches „Vom Umgang mit Menschen“, lebte zwischen 1790 und 1795 als hannoverscher Beamter in Bremen. In dieser Zeit entstanden viele politische Schriften, die den Freiherrn als glühenden Anhänger der französischen Revolution auswiesen. Aus seiner Feder stammt auch eine amüsante Schilderung der bremischen Verhältnisse: „Briefe, auf einer Reise aus Lothringen nach Niedersachsen geschrieben“. Der fiktive Held ist ein junger Franzose, der vor der Revolution in die USA fliehen will, aber eine Zeitlang in Bremen hängen bleibt. In Knigges Bremen-Beschreibungen findet sich auch die Wiedergabe eines Rezeptes für ein leckeres Dessert, das der Briefsteller angeblich nur in Bremen vorgesetzt bekam.

Zutaten: 250 ml trockener Weißwein, 1 Pikkoloflasche Sekt, 250 ml Schlagsahne, 2-3 unbehandelte Zitronen, Zucker nach Geschmack

Lassen wir Adolf Freiherr Knigge selbst die Zubereitung schildern:

„Ich habe diesen Mittag ein Getränk oder vielmehr eine Art Creme genossen, die in England unter dem Namen Sillabub bekannt ist, aber, soviel ich weiß, in Teutschland wenig verfertigt wird. Die Zubereitung ist indessen sehr einfach: Man vermische den Wein mit dem Sekt und dem süßen Milchrahm, thut den Saft von einigen Citronen und nach Belieben Zucker, der der auf diesen Citronen ist abgerieben worden.“ Letzteres erklären wir uns so, daß wir mit einer feinen Reibe etwas Zitronenschale abreiben und der Speise zufügen. „Dies alles wird zu Schaum geschlagen und in Gläser gefüllt. Versuchen Sie das, lieber Freund! Es wird Ihnen wohl schmecken.

Bremen, den 5. August 1792. b

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