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Biblis-betr.: "RWE - Die nächste Leiche schon im Keller", taz vom 24.2.89

betr.: „RWE - Die nächste

Leiche schon im Keller“,

taz vom 24.2.89

RWE Vorstandsmitglied G.Klätte spricht über eine Kampagne gegen Biblis, anstatt die Fehler, die passiert sind, einzugestehen. Das wundert niemanden, denn Herr Klättes geschätzte Atomtantiemen betrugen bereits im Jahre 1985 681.000 Mark (RWE, Isar-Amper, Preussen Elektra, Deutsche Bank), Daten aus Wer mit Wem in Atomstaat und Großindustrie; die Seiten 257, 258 und 259 sind Herrn Klätte gewidmet.

In Biblis passierte beim Anfahren des Blockes A im Dezember 1987 folgendes: Ein Ventil war 15 Stunden lang von der Mannschaft unbemerkt geöffnet und radioaktive Flüssigkeit trat aus.

Ruhe gab es in Biblis allerdings nie - weder vorher noch nachher, denn ein Störfall folgt dem anderen; die anliegenden Gemeinden sind mit Recht besorgt. Seit Februar gibt es eine Notfall-Broschüre, die mit solcher Inkompetenz geschrieben ist wie die berüchtigten „Aktentaschen-über-dem -Kopf-Strahlenschutzmaßnahmen“ der fünfziger Jahre.

Erwähnenswert ist, daß das RWE seit Februar 1989 eine Anzeigenserie in der 'FR‘ gestartet hat. Eine der Anzeigen ist besonders gut gelungen: ein Herr, wohlgemerkt ein Herr ohne Kopf, preist die Zuverlässigkeit der RWE an. Dieser kopflose Herr sitzt vor einem Bild des erwähnten AKW Biblis, dessen Zuverlässigkeit des öfteren „erprobt“ worden ist. Die Frage bleibt, wieso der Herr kopflos ist? Sind es Kopflose, die dem RWE Zuverlässigkeit bescheinigen, oder ist er bereits mutiert? Und wo bleibt die moralische Identität der 'FR‘, wenn sie Woche für Woche die aufgetretenen Störfälle meldet und gleichzeitig solche „Valium„-Anzeigen des RWE veröffentlicht?

Andrea Winkler, M.-Walldorf

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