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Wehrsportgruppe ausgehoben

■ Durchsuchung von 20 Wohnungen von Mitgliedern einer Wehrsportgruppe in Hessen und Südniedersachsen / Schußwaffen beschlagnahmt / Anklage wegen Sprengstoffanschlägen

Hannover (taz) - In Südniedersachsen und Nordhessen hat die Polizei am vergangenen Wochenende 20 Wohnungen von Mitgliedern der Wehrsportgruppe „Mündener Stahlhelm“ durchsucht. Dabei stellten die 110 eingesetzten Beamten ein halbes Dutzend scharfe Schußwaffen, Munition, Sprengstoff und umfangreiche Mengen neonazistischen Propagandamaterials sicher. Den Mitgliedern der Wehrsportgruppe, von denen einige der NPD angehören, wirft die Staatsanwaltschaft Göttingen unter anderem Sprengstoffanschläge und Schüsse auf Einrichtungen der Bundesbahn vor.

15 Mitglieder der im nordhessischen Hannoversch Münden angesiedelten Wehrsportgruppe waren im Zuge der Durchsuchungsaktion vorläufig festgenommen worden, sie befanden sich gestern allerdings allesamt schon wieder auf freiem Fuß.

Nach Angaben des die Ermittlungen leitenden Oberstaatsanwalts Hans-Peter Jabel aus Göttingen ist die Gruppe bereits längere Zeit vom niedersächsischen Verfassungsschutz observiert worden. Man habe unter anderem deswegen jetzt zugegriffen, da man am 20. April, dem 100. Geburtstag Adolf Hitlers, weitere Anschläge befürchtet habe, sagte gestern der Göttinger Oberstaatsanwalt.

Unter dem beschlagnahmten Material hätten sich auch zahlreiche Hakenkreuzfahnen und -armbinden, Hitlerbilder und auch alte Bordkanonen von Flugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg befunden.

Die Durchsuchungsaktion wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft „ganz kurzfristig und mit einer Gruppe von handverlesenen Polizeibeamten“ vorbereitet. Wie das Innenministerium in Hannover gestern bestätigte, war ein Mitglied der Wehrsportgruppe selbst Polizeibeamter. Der „normale Schutzpolizist“ ist inzwischen vom Dienst suspendiert worden.

Jürgen Voges

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