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IG Medien beschließt Quotierung

Satzung der jüngsten Gewerkschaft der BRD angenommen, Vorsitzender samt Stellvertreter gewählt  ■  Aus Hamburg Martin Kempe

Die Satzung der neuen IG Medien ist perfekt: Mit 341 gegen drei Stimmen wurde sie gestern verabschiedet. Zwei Männer stehen an der Spitze der Organisation: der ehemahlige DRUPA -Chef Erwin Ferlemann als Vorsitzender, sein ehemahliger Stellvertreter Detlef Hensche als stellvertrender Vorsitzender. Zuvor hatte der Gewerkschaftstag den bisher weitgehendsten Quotierungsbeschluß in der deutschen Gewerkschaftsbewegung gefaßt: Alle Entscheidungsgremien der neuen Gewerkschaft sollen in Zukunft entsprechend dem Geschlechterverhältnis in der Mitgliedschaft besetzt werden. Für die Bundes- und Landesbezirksebene gilt dies ab sofort als zwingende „Muß„-Vorschrift, für die Bezirks- und Ortsvereinsebene blieb ein bis 1995 befristetes „Soll„ -Schlupfloch. Außerdem wurde eine Quotierung auch für die hauptamtlichen Funktionen und Beschlußgremien per Abänderungsantrag in den ursprünglichen Satzungsentwurf hineingestimmt, allerdings nur in Form einer politischen Zielbestimmung.

Konsequenzen werden diese Beschlüsse vorerst nicht haben: Auf der Kandidatenliste für die Wahl zum Hauptvorstand stand keine einzige Frau.

Ein anderes Thema wurde gestern ebenfalls abgestimmt. Es ging um den lange diskutierten Konflikt um die Mitgliederbeiträge. Die IG Druck und Papier kassiert schon seit langem 1,2 Prozent des Monatslohns und wollte diesen Prozentsatz als Zielvorstellung für alle Mitglieder der IG Medien beschließen. Die Mitglieder der Rundfunk-Fernseh-Film -Union (RFFU) zahlen bisher nur 0,8 Prozent und erhöhen nun auf 1,0 Prozent. Sie fürchten bei Erhöhung der Beiträge Mitgliederverluste in den Funkhäusern. Sie fanden damit in der Debatte zwar Gehör, aber mit knapper Mehrheit blieb es bei der ursprünglichen Formulierung. Erfolg hatten dagegen Proteste bei einem anderen Thema: In jahrelangen Auseinandersetzungen hatte vor allem der Schriftstellerverband VS um das Recht gekämpft, in der künftigen Mediengewerkschaft selbständig und unzensiert durch übergeordnete Vorstandsgremien mit politischen Erklärungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Dutzende teils prominente Schriftsteller haben den krisengeschüttelten Verband in den letzten Jahren verlassen, weil sie die Verweigerung dieses Rechts unwürdig fanden. Gestern nun änderte die Antragskommission ihre Empfehlung, war das Selbstverständliche mit großer Mehrheit möglich: „Fachgruppenvorstände können über Aufrufe und Resolutionen öffentlich Stellung zu gesellschaftlich politisch relevanten Themen beziehen“, heißt es nun.

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