Scholz vom Amt erlöst

Bonn (taz) - Nach dem Berliner Wahldesaster wurde der Ex -Berliner Scholz von seinen tief gefallenen CDU-Senatoren für seinen rechtzeitigen Absprung nach Bonn noch beneidet; jetzt ist der Tiefflieger der Nation ebenfalls abgestürzt. Der ehemalige Berliner Justiz- und Bundessenator hat es in nicht einmal einem Jahr geschafft, zur Personifizierung einer nicht an den veränderten Gegebenheiten Europas orientierten Politik zu werden. Wurden Rupert Scholz in Berlin noch Eloquenz und intellektuelle Brillanz zugemessen, registrierte man in Bonn nur noch pure Arroganz. Ob bei der Wehrdienstverlängerung, den Tiefflügen oder der Kurzstrecken -Aufrüstung - Scholz schaffte es, mit seiner Hartleibigkeit die Bevölkerung gegen sich aufzubringen, und trägt ein gut Teil zum miserablen Image der Union bei. Das Amt des Verteidigungsministers sei eben ungleich schwerer als das des Senators, gestand der kontrolliert wirkende Scholz höchstens mal zu. Ob der Rechtsprofessor, der bei seiner Berufung als rechte Wunderwaffe gegen die Außenpolitik Genschers gehandelt wurde, ein Politiker sei, wurde immer mehr angezweifelt - nun wohl auch von seinem Mentor Kohl. Unentwegt dozierte Scholz mit Zahlen, ob bei den angeblich unabdingbaren Untergrenzen bei den Tiefflügen, bei den Wehrpflichtigen oder den Raketenreichweiten: daß Politik auch etwas mit gestaltenden Entscheidungen der Führung zu tun hat, dem die Militärs zu folgen haben, tauchte in seinen Darlegungen nie auf. Nun hat ihm Kohl die Last des Amts abgenommen.

Gerd Nowakowski