LEUTE VON HEUTE: Elsbeth Zylla/Annette Schwarzenau/Matthias Frings/Hanna Renate Laurien u.a.

„Alles verändert sich, wenn Du Dich veränderst“, trällerten in den siebziger Jahren die „Ton, Steine und Scherben“. Was zur Zeit in Berlin Arbeitssituationen verändert, ist aber eher der Senatswechsel. Auch der hübsche junge Mann, den man stets bei Innensenator Kewenig herumstehen sah, weil er nämlich sein persönlicher Referent war, „hat sich verändert“, wie der Volksmund sagt. Ob der nötig gewordene Chef-Wechsel von Wilhelm A. Kewenig zu Parlamentspräsident Jürgen Wohlrabe nun einen sympathischen Vorgesetzen für Stefan Sassenroth bringt, mag dahingestellt sein.

Drei Frauen fanden sich inzischen bereit, für die AL ihr Leben zu verändern und sich zur Wahl der stellvertretenden Senatssprecherin aufstellen zu lassen. Die 48jährige Ingvild Kiehle, Ex-Abgeordnete der Partei und als solche für die Jugend zuständig, ist die einzige gestandene Frau auf der Bewerberinnenliste. Die Journalistin Elsbeth Zylla, etwa gleichaltrig mit dem Senatspressesprecher Werner Kolhoff, hat sich vor allen Dingen mit Ost-West-Fragen beschäftigt, was angesichts von Walter Mompers Vorstellungen eines „Berliner Zimmers“ auch keine schlechte Qualifikation ist. „Eine journalistische Herausforderung ersten Ranges“ findet Mariam Niroumand den Job als stellvertretende Senatssprecherin. Die Tochter des „68er“ Bahman Niroumand und Nichte der AL-Gesundheitsstadträtin Annette Schwarzenau schreibt für ein Berliner Stadtmagazin. Da zumindestens das Geschlecht der BewerberInnen den AL-Anforderungen enstpricht und alle obendrein Mitglieder der zweitgrößten Regierungspartei sind, wird die AL bei der Wahl am Mittwoch abend wohl endlich ihre Senatssprecherin dem SPD-Sprecher an die Seite stellen können.

Beide Bedingungen - AL-Mitgliedschaft und Frau - hätte der Rundfunkjournalist Matthias Frings für die Stelle nicht mitgebracht, dem eine derartige Bewerbung auch fern lag. Trotzdem sagte ihm eine Wahrsagerin auf seinem Geburtstag „große Veränderungen“, die nicht ohne Schwierigkeiten stattfinden, voraus. Frings hatte seine Geburtstagsgäste explizit dazu aufgefordert, statt Geschenken Kissen und Geld mitzubringen. Den zehn Gästen wurde bald der Sinn der Mitbringsel klar: Es fehlten Stühle, und das Geburtstagskind wollte seine Weissagung fremdfinanzieren lassen. Einige Gäste quittierten das Spekaktel allerdings eher mit einem Gähnen als mit einem Überraschungsschrei.

In die lange Reihe der weisen Personalentscheidungen der AL reiht sich auch die Nominierung von Günter Spanier zum Pressesprecher von Schulsenatorin Sybille Volkholz ein. Auf dem letzten Delegiertenrat einigten sich die Alternativen darauf, den Ex-Pressesprecher von Hanna Renate Laurien (CDU) auf seinem Sessel in der Verwaltung sitzen zu lassen. Es bestehe kein Bedarf für einen Wechsel, und schließlich müßte man dann ja extra eine neue Stelle ausschreiben, hieß es von seiten der Öko-Partei, die sich offenbar mehr der sparsamen Haushaltsführung verpflichtet fühlt als der glaubwürdigen Außen-Darstellung ihrer Politik: Denn daß ein Senatssprecher jetzt mit derselben Verve für mehr Lehrerstellen werben soll, wie er vorher unter Laurien dagegen gewettert hat, muß einem doch etwas spanisch vorkommen, meint

Marianne