: Im Dreiklang Marsch
■ S T A N D B I L D
(Der 50.Musikantenstadl, Samstag, 20.15, ARD) Donnerwetter! Lief ja mal wieder alles wie am Schnürchen. Tolle Sache, das. Könnten uns ein Beispiel nehmen am Musikantenstadl, wir mit unserem - 'tschuldigung - schlappen Soldatenhaufen. Das nenne ich anständige Truppenrekrutierung von Zivilisten. Sind ja immer 'ne Menge Haudegen im Publikum. Möchte mal sagen: volksgesunde Eisbein- und Knödelvertilger. Läßt einem direkt das Herz unter der Uniform höher schlagen, wie die Massen zwei Stunden lang den Marschtakt klatschen. Menschenskind, wo gibt's heute noch so viel Durchhaltewillen?
Pfundskerl, dieser Karl Moik, wie der die Sporthalle in Linz im Griff hat. Könnten den auch bei uns in der Kaserne gut gebrauchen. Müßte vielleicht mal auf fettärmere Kost gesetzt werden, aber sonst - begabter Truppenbetreuer. Schlage vor: engagieren, mit diesem Hias, dem „Urviech der Nation“. Treffen beide genau den richtigen Ton, der den einfachen Soldaten zum Lachen bringt. Haben auch ein gutes Tempo, in dem sie ihre drei Späße machen - schön langsam zum Mitschreiben. Günstig für unsere Regimentsprotokollanten. Könnte übrigens jetzt noch brüllen vor Lachen, wenn ich an den Hias denke, wie der als Biene verkleidet war.
Die Bühnenausstattung: Kompliment. Heuwagen, Maiskolben, Blumenkübel, Fachwerkhütten - und 'ne Menge Holz vor den Hütten: in den Dirndlkleidern. ('tschuldigung, ließ mich zu einem kleinen Scherz am Rande hinreißen.) Da wird noch richtig ans einfache Gemüt gedacht und an Zeiten, von denen man heute endlich wieder laut reden darf. Es ist einem ja ein innerer Reichsparteitag, wenn diese Musikkapellen aus Kiefersfelden und Sankt Georgen, die Bürgerkorpskapelle aus Hallein, die aus Seis am Schlein und die Brauchtumsgruppe Steinbockbuam sternförmig in die Halle einmarschieren und einem das Rummtata in die Beine fährt. Da möchte man im Publikum sitzen, an den langen Wirtshaustischen, und johlend mitklatschen.
Übrigens, wenn ich bemerken darf: gutes Nachwuchsmaterial, die „Kleine Manuela“ und der „Franzi“. Da braucht einem gar nicht bang zu werden - das Völkische stirbt nicht aus mit den Alten im Publikum. Bei manchen muß man ja Angst haben, daß sie's nicht mehr lange machen, so blaurot sind ihre Gesichter. Naja, haben ja auch viel mitgemacht im Leben. Krieg verloren, Gesinnung verstecken müssen. Jetzt können sie wieder vortreten - und da ist es für viele schon zu spät. Aber, wie gesagt: das wächst nach und sammelt sich wieder.
Also: Beispiel nehmen am Musikantenstadl. Nächstes Mal die ganze Kompanie antreten lassen zum Fernsehen, übernächstes Mal ins Publikum marschieren, Truppenübung findet im Saale statt. In diesem Sinne: Fallera und falleri, heute spielten wir für Sie so manche schöne Melodie.
Österreichisch-deutscher Regimentskommandeur Gez. i.A. Sybille Simon-Zülc
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen