: Beamte raus für Kinderhaus
■ Kleine DemonstrantInnen gingen für großes Ziel auf die Straße
Rund 70 Steppkes demonstrierten gestern durch Bremen. Aber nur ganz, ganz kurz. Schon fünf Minuten nach dem Start von der Lessingschule war der kunterbunte Demonstrationszug schon am Ziel seiner Wünsche angekommen: Dem Landesamt für Schulpraxis und Lehrerbildung in der Humboldtstraße. In die große alte Villa mit dem hübschen Garten im Hinterhof würden die Kinder lieber heute als morgen einziehen und daraus ein Kinder-und Horthaus machen. Und ihre Eltern würden das auch. Dagegen ist nur Bildungssenator Horst Werner Franke. In der Humboldtstraße 183 arbeiten nämlich 15 MitarbeiterInnen des Senators und sorgen dort für ordnungsgemäße Lehrerprüfungen.
Statt der seit langem versprochenen Kindertagesstätten-und Hortplätze müssen die Eltern deswegen wieder mit Absage -Schreiben rechnen: Allein in Ostertor und Peterswerder werden in diesem Jahr 209 angemeldete Kinder keinen Hort -oder Kitaplatz bekommen. In ganz Bremen werden rund 2.000 Kinder werden leer ausgehen. Dabei könnten allein in der Humboldstraße statt der 15 Lehramts-KandidatInnen -PrüferInnen gut und gern 100 Kinder spielen.
Zur Melodie von „Meister Jakob“ sangen Kinder und Eltern gestern deshalb Passanten und Anwohnern vor, was sie wollen: „Wir wollen jetzt das Haus, Franke rücks heraus.“ Als die kleinen DemonstrantInnen gestern am LASL ankamen und die freundlichen und verdutzten Polizeibeamten vorzeitig entlassen werden konnten, da hatte der Senator das Gebäude schon rausgerückt. Allerdings unfreiwillig und unwissentlich. „Dieses Haus ist besetzt“ hatten Eltern auf blütenweiße Bettlaken gemalt und aus den Fenstern gehängt.
Ob sie das Gebäude irgendwann einmal wirklich und bildungssenatorisch autorisiert bekommen werden, steht allerdings nach wie vor in den Sternen. Franke betonte gestern zwar erneut seine grundsätzliche Bereitschaft, das LaSL abzutreten. Vorher müßten ihm jedoch ausreichende Ersatzräume zur Verfügung gestellt werden. Eine Entscheidung darüber fiel in der gestrigen Senatssitzung allerdings nicht. Zum x-ten Mal ten Mal wurde der Tagesordnungspunkt vertagt, weil ein zum x-ten Mal ein Vorgespräch zwischen dem Senatsdirektor des Bildungssenators und dem Senatsdirektor des Finanzsenators nicht stattgefunden hatte. Die Gründe dafür den Eltern selbst zu erklären, hatte Senator Franke gestern keine Zeit: Während die Kinder demonstrierten, saß der Senator in der Bürgerschaft und verteidigte die Zulassungs- beschränkungen für das bilinguale Gymnasium.
K.S.
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