Krimis: Mario Puzo/Colin Forbes

Es gibt Gegenden in der Welt, da genügt ein Blick in die Geschichte oder in die Tagespresse, um jeden Krimi wie den letzten Dreck aussehen zu lassen. New York und Chicago sind solche Plätze, aber auch die größte Insel des Mittelmeers, Sizilien. So überrascht es nicht, daß Autoren immer wieder Anekdoten der Geschichte als Grundlage ihrer Kriminalromane benutzen. Der Amerikaner italienischer Abstammung Mario Puzo z.B. wurde mit seinem Roman über die amerikanische Mafia Der Pate weltberühmt. In seinem Buch Der Sizilianer hat er die Geschichte von Salvatore Giuliano verarbeitet. Giuliano war ein kleiner Bandit auf Sizilien, der durch Schüsse auf Carabinieri und Diebstähle bei den Großgrundbesitzern so etwas wie ein sizilianischer Robin Hood wurde. Sein Einfluß auf die verarmten Sizilianer wurde so groß, daß die Mafia ihn nicht mehr ignorieren konnte. Die Mafia, eng verwoben mit der christdemokratischen Partei, heuerte Giuliano für eine Terrorkampagne gegen sizilianische Linke an. Die Folge war das Massaker von Portella della Ginestra, bei dem die Giuliano-Gang wahllos in die Mai -Demonstration feuerte. (Knaur TB 1574)Eine andere historische Begebenheit, bei der ebenfalls die Mafia eine nicht unbedeutende Rolle spielte, stand bei dem Thriller Hinterhalt von Colin Forbes Pate: Im Jahre 1943, die alliierte Invasion Siziliens steht unmittelbar bevor, faßte die US-Regierung auf der Suche nach Verbündeten hinter den feindlichen Linien einen höchst seltsamen Entschluß. Sie bat die Mafia um Hilfe! Vor diesem Hintergrund spielt der Kriminalroman: Eine Handvoll Männer soll in der Straße von Messina ein Fährschiff in die Luft jagen, um den deutschen Nachschub auf die Insel zu stoppen. Mit Hilfe der Mafia und italienischer Untergrundkämpfer wagen sie das riskante Kommandounternehmen.(Heyne 7788)

Colin Forbes ist das Pseudonym des Engländers Raymond Harold Sawkins. Er diente während des Krieges in der Britischen Armee, hauptsächlich im Mittelmeerraum. 1965 begann er Romane zu schreiben. Die meisten kann man getrost vergessen. Schlecht geschrieben, unglaubwürdig, trivialer Schund. Was Hinterhalt trotzdem spannend macht, ist die historisch verbürgte Kumpanei zwischen US-Regierung und Mafia.

Karl Wegmann