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Beim Laufen von der Familie entspannen

■ Drittes Läuferinnen-Forum mit Stargast Christa Vahlensieck / Jede Menge praktische Tips: Vom Getränk bis zum ruschfesten BH

„Nach dem Marathon ist immer die schönste Zeit. Dann laufe ich sehr wenig.“ „Wenig“ heißt für Christa Vahlensieck immer noch, jeden zweiten Tag 10 bis 12 Kilometer zu laufen. Sonst, wenn sie normal trainiert, bringt es die vielfache deutsche Langstreckenmeisterin auf 100 Kilometer die Woche, vor großen Läufen sind es sogar 170. Seit 27 Jahren läuft Christa Vahlensieck. Seit 1973, seitdem Frauen auch Marathon laufen dürfen, ist sie immer an der Spitze. „Christa kommt gerade aus Wien, wo sie den Marathon mit 2:34,47 gewonnen hat“, stellt Gesine Strempel, Rundfunkjournalistin und ebenfalls begeisterte Läuferin, die Erfolgreiche vor. Die Zeitangabe wird mit anerkennenden Pfiffen kommentiert. „Frauen und Laufen“ heißt das Thema des dritten Läuferinnen -Forums, veranstaltet vom Sport-Club-Charlottenburg (SCC) und vom Landessportbund Berlin. Rund 50 Frauen haben sich am Donnerstag abend dazu in der Rostlaube der FU eingefunden.

Läufer-Foren haben schon eine gewisse Tradition innerhalb der Berliner Läufergemeinde. Dabei geht es um Fragen wie „Laufen und Smog“, „Laufen und Ernährung“ etc. Spezielle Frauenveranstaltungen sind relativ neu. An diesem Abend soll ein offener Meinungsaustausch zwischen Läuferinnen stattfinden. Außerdem sind zwei Gynäkologinnen eingeladen worden, denn es wurden, so eine Erfahrung der OrganisatorInnen, immer wieder spezielle Fragen zu Themengebieten wie Menstruation, Schwangerschaft etc. gestellt.

Mit oder ohne zum Beispiel? Und wenn mit, wo findet frau dann in Berlin den absolut rutschfesten und kratzfreien Sport-BH? Soll frau vor einem entscheidenden Lauf ihre Periode verschieben? Die Abhängigkeit vom weiblichen Zyklus, so einer Erfahrung von Christa Vahlensieck, kann bis zu fünf Minuten Zeitdifferenz ausmachen. Trotzdem hält sie nicht viel von Hormon-Dosen. „Ich laufe sehr viele Rennen, da müßte ich meine Periode dauernd verschieben.“

Auch sonst mußte die Spitzensportlerin in allen Einzelheiten darlegen, wie sie es eigentlich so weit gebracht hat. Was hält sie von Elektrolytgetränken („Nichts“), nimmt sie Eisen- und Magnesium-Tabletten („Gelegentlich“), macht sie Gymnastik vor dem Laufen („Erst seit einem halben Jahr, aber seitdem bin ich stärker geworden.“), was hat sie für Schuhe, was für Trainingsmethoden...? „Macht euch doch nichts vor, zwischen uns und Christa liegen doch Welten“, holte eine Teilnehmerin die anderen auf den Boden der Tatsachen zurück.

Die meisten Frauen gaben an, zwei- bis dreimal die Wochen um die zehn Kilometer zu laufen. „Ich möchte endlich mal 50 laufen“, hatte Gesine Strempel vorher bekannt. Profi -Läuferinnen schaffen die 10-Kilometer-Distanz in 32 Minuten. Dennoch haben einige der Frauen schon erstaunliche Fortschritte gemacht. Immer wieder war zu hören: Am Anfang konnte ich nicht einmal 100 Meter laufen.“ Viele Frauen entdecken erst relativ spät in ihrem Leben den Laufsport für sich - oft gegen Widerstände von Ehemann und Familie. „Die Kinder waren erst dagegen, daß ich da was für mich aufbaue. Aber beim Laufen bin ich frei, das entspannt mich von der Familie.“

Die Läuferinnen - im Breitensport und an der Spitze - sind im Kommen. Rund 1.000 Frauen, so schätzt Gesine Strempel, werden am 3.Mai am sogenannten Frauenlauf teilnehmen. Der Lauf, der zum sechsten Mal stattfindet, geht über zehn Kilometer. Daneben gibt es noch einen „Schnupperlauf“ für NeuanfängerInnen. Drei Tage später findet (un)günstigerweise der 25-Kilometerlauf von Berlin statt. „Wie sollen wir den Frauenlauf nehmen?“ - so eine Frage an den Profi Christa Vahlensieck. Als letztes Training empfiehlt die: „Mit 95 Prozent statt Fullspeed.“

Frauke Langguth

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