: (Kein) Ärger mit Klebern
■ Verkehrssenator will Aufkleber gegen Bürgersteigparker jetzt dem ADAC andienen / Befremden bei Verkehrsverbänden und alternativem Verkehrsclub VCD
Kaum im Amt, muß sich Verkehrssenator Horst Wagner (SPD) von Verkehrsverbänden schon einen ersten schweren Fehlgriff ankreiden lassen. Offenbar auf Anraten des von seinem Amtsvorgänger Wronski übernommenen konservativen Hausjuristen beschloß der Senator, Materialien für eine Kampagne gegen das Zuparken von Geh- und Radwegen jetzt nur an den ADAC und andere Autoklubs weiterzugeben. Die Verteilung der bereits Ende letzten Jahres gedruckten 10.000 Plakate und 500.000 Aufkleber mit der Aufforderung „Parke nicht auf unseren Wegen“ war von Wronski im Januar gestoppt worden. Wronskis Begründung: Wahlkampfnähe und die angebliche Gefahr von Sachbeschädigungen an Autos. Dieser Gefahr habe man auch mit der jetzigen Entscheidung vorbeugen wollen, hieß es aus der Verkehrsverwaltung.
Selektiv verfuhr die Behörde Wagners aber selbst noch bei der Ansprache der Autoklubs: Der Berliner Landesverband des ökologisch orientierten Verkehrsklubs der Bundesrepublik Deutschland (VCD) wurde - wohl nicht zufällig - vergessen. „Das können wir nur mit Befremden zur Kenntnis nehmen“ äußerte sich der VCD-Vorsitzende.
Besonders brüskiert fühlt sich jedoch die Arbeitsgemeinschaft für Verkehrssicherheitsinformation (AVSI), der alle großen Wohlfahrtsverbände und diverse Verkehrsorganisationen aus dem Bürgerinitiativspektrum angehören. Obwohl der Verband die Kampagne angeregt hatte, sollen seine Mitgliedsorganisationen, zu denen auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und der Eltern -„Arbeitskreis Neue Erziehung“ (ANE) zählen, die Aufkleber nicht verteilen dürfen.
Nach den Vorstellungen der Arbeitsgemeinschaft hätte man die Verteilung mit weiteren Infoaktionen koppeln können, so die AVSI-Vorsitzende Bernsdorff. „Ohne diese begleitenden Aktionen hat die Verteilung der Materialien wenig Sinn.“ Kritik kam auch vom Fußgängerschutzverein Fuss e.V.. Indes hat der ADAC nach Auskunft seines Pressesprechers Lange noch gar nicht definitiv entschieden, ob für ihn eine Verteilung der brisanten Aufkleber überhaupt in Frage kommt.
thok
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