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WDR lehnt Kondomwerbung ab

Kondome aus Latex und Obst aus Südafrika haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind umstritten. Doch als Schutz gegen Aids werden die kleinen Gummis mittlerweile selbst in Anzeigen der Bundesregierung gepriesen. Nicht so beim Westdeutschen Rundfunk. „Werbung für Kondome gibt es bei uns nicht“, beteuert Dietmar Gamp. Und er muß es wissen. Schließlich ist er bei der WDR-Tochter „Westdeutsche Rundfunkwerbung“ (WWF) verantwortlich für die Abnahme von Werbespots. Und da ist der Kölner Sender streng. „Wir leben in einem Rechtsstaat und müssen uns natürlich an die gesetzlichen Grundlagen halten“, beteuert Gamp. Dazu zählt er neben Wettbewerbsrecht und Jugendschutz auch das WDR -Gesetz. „Es untersagt uns, Werbung zu senden, durch die die religiösen Empfindungen der Menschen verletzt werden.“ Also: Solange der Papst gegen Verhütung ist, gibt es keine Kondomreklame im Äther über Rhein und Ruhr.

Doch was hat das mit Obst aus Südafrika zu tun? Gar nichts. Denn der Verzehr von „Früchten der Apartheid“ verletzt keine religiöse, sondern bestenfalls politische Moral. Das ist in Köln ein großer Unterschied. Und daher wird beispielsweise für Trauben der Marke „Cape“ auf WDR4 geworben. „Diese Dinger werden zulässigerweise verkauft und auch in allen anderen Medien beworben. Wir unterliegen da dem Kartellrecht.“ Sagt Herr Gamp. Und während die Redaktionen des Kölner Senders die rassistische Politik am Kap aufs Korn nehmen, werden in die Programme Spots für Waren aus Südafrika eingeblendet. Nicht vom WDR, sondern von der Tochter WWF. Und der Südafrika-Boykott bleibt weiterhin Aufgabe von Initiativen, an ihrer Spitze die evangelischen Frauen. Aber die haben ja auch nichts gegen Kondome.

Thomas Schiller

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