Im Kino: RobbyKallePaul

■ Männer wie wir

Wer bin ich? Und wenn ja, wieviele?

Mögliche Antwort: Drei:

1. Robby, der introvertiert-vor-sich-hinmeditierende Hornbrillenträger (Typ: ewiger Student mit Knautschfrisur); 2. Kalle, der extrovertiert-mit-allen-Frauen-schlafende Motorradfreak (Typ: Weltenbummler mit Hosenträgern) 3. Paul, der ordentlich-schlipstragende-unter-Bayern-München -Bettwäsche schlafende-Verklemmte mit Porno-Video-Sammlung (Typ: Sparkassen-Angestellter mit Lackschuhen). Aus eins mach viele.

RobbyKallePaul (Regisseur Dani Levy ist auch Robby) ist der definitive WG-Film mit dem Das-ist-aber-echt-gemein -von-dir-Weltschmerz, mit Das-ist-ja-so-wie-bei-uns -Wiedererkennungseffekten, mit Müslischalen, Putzplänen, Makrobiotik und all den kleinen, liebenswerten Details, die ein Leben in einer WeGe so (un-)angenehm machen. Der Film ist kultfilmverdächtig. Denn er schaut dem Leben auf die Finger.

Desweiteren spielen mit: Henny (Anja Franke), die kleine Berliner Göre, die in der Abwesenheit ihres Freundes Robby mit Kalle schläft („was erwartest du denn von mir?“); Malu (Maria Schrader), die blondgelockte Allerweltsfrau, die auch gleich von einem zum anderen gereicht wird; Kalles Mutter, die bald nach ihrer Ankunft in Pauls Bett Platz findet: Es sind Zeitgenossen, die man einfach gern haben muß. Auch wenn sie sich wegen Eifersüchteleien prügeln, mit dem Motorrad aus dem Fenster fahren, und Uhren besitzen, deren Zeiger sich witzigerweise gegen den Uhrzeigersinn drehen.

RobbyKallePaul verzichtet auf Außenaufnahmen. Deshalb wurde das Interieur mit besonderer Sorgfalt bedacht: Eine beschauliche Twen-Kulisse vor Gewürzregalen, freier Liebe, Wochenendeinkäufen, Hochbettenkultur, der neudeutschen Welle, Yucca-Palmen, Brennesseltee und Anti-AKW-Buttons (gerne auf dem Fenster, das zur Straße geht). Die Liste ist beliebig zu ergänzen. Das will das Publikum sehen.

Man liebt und neckt sich. Man schläft zusammen und verläßt sich. Man führt Diskussionen und bringt sich ein. Man ist engagiert und politisch interessiert. Man ist romantisch und realistisch. Man beschließt: „Keine Frauen bis Sylvester“. Man erwartet gut drei Millionen Menschen an den Kinokassen. Der Zeitgeist geht um.

Nach all den Ich-Er-, Du-und-ich-und Beim-nächsten -Mal-wird-alles-anders neudeutschenbeziehungsfilmen ist dies der definitive Männer-wie-wir-Film, besser gesagt, eine So-bin-auch-ich-Männerkomödie. Einfach schööön.

gin

Schauburg, 21 Uhr