: Dick poltert gegen die Veba
■ Bayerns Umweltminister geißelt „infames“ Verhalten des Energiekonzerns, der nie wirklich an einer WAA interessiert gewesen sei / Kohls Atomgipfel mit Streibl / BIs mobilisieren zu Demo
Straubing (ap/taz) -Der endgültige Verzicht auf die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf wird immer wahrscheinlicher. Bayerns Umweltminister Dick rechnet noch vor der Europawahl am 18.Juni mit einer definitiven Aus -Entscheidung für Wackersdorf, sagte er in einem Interview mit dem 'Straubinger Tagblatt‘.
Dick machte in diesem Interview zugleich seinem Ärger Luft und feuerte in dieser Deutlichkeit bisher nicht gekannte Breitseiten gegen die Veba. Das Vorgehen des Energiekonzerns sei „infam“. Veba-Chef von Bennigsen-Foerder habe die Bundes - und Landesregierung von Beginn an im unklaren über Sinn und Zweck seiner Verhandlungen mit der Cogema gelassen. Während man in Bonn noch an Informationsgespräche geglaubt habe, sei bereits ein Vorvertrag unterzeichnet worden. „Das bedeutet im Klartext, daß die Industrie die verantwortlichen Politiker und vor allem die Genehmigungsbehörde vor vollendete Tatsachen gestellt hat.“
Dick ging noch einen Schritt weiter: Die Veba und ihre Tochter PreussenElektra seien in Wirklichkeit von Beginn an nie an einer Wiederaufarbeitungsanlage interessiert gewesen. Sie seien bei der erstbesten Gelegenheit abgesprungen.
Die deutsch-französische Atom-Kooperation stand auch im Mittelpunkt der Frühjahrskonferenz von 66 Anti-Atom -Initiativen. Tenor der Konferenz: Der jahrelange und anhaltende Widerstand gegen die „Renommierungsanlagen“ (WAA, Brüter, Hochtemperaturreaktor) habe den politischen und realen Preis dermaßen in die Höhe getrieben, daß die Energiewirtschaft bei allen drei Projekten den Rückzug antrete. Die neue Kooperation mit Frankreich sei „Teil einer Strategie zur Beherrschung des europäischen Energiemarktes und damit einer kapitalistischen Effektivierung und Formierung (West-)Europas“, hieß es in einem Arbeitspapier.
Die Bürgerinitiativen riefen zu einer bundesweiten Demonstration am 3.Juni nach Wackersdorf auf. Dort sollen auch Vertreter aus La Hague und Gorleben sprechen, um die Dimension der „Dr(ei)ecksgeschäfte“ deutlich zu machen.
Bundeskanzler Kohl traf sich gestern abend mit Kabinettsministern und den Spitzen der bayerischen Landesregierung zu einem WAA-Gipfel. Kohl wolle einen „möglichst hohen Informationsgrad“ für die von Industrieseite vorgeschlagene Kooperation mit Frankreich erreichen, sagte Regierungssprecher Klein. Man wolle zu gemeinsamen Ergebnissen kommen und prüfen, ob die bisherige Auffassung eines nationalen Brennstoffkreislaufs zugunsten einer bilateralen oder europäischen Lösung aufgegeben werden kann.
-man
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