: Pfähle im Fleisch der Rechten
■ Report aus dem Freistaat
Eine Dreiviertelstunde Report aus München und das deutsche Weltbild ist wieder ins rechte Licht gerückt. Zuerst der bayrische Kommentar zur Berliner „Schlacht“ am 1. Mai. Noch einmal werden bekannte Bilder von „brandschatzenden Horden“, aufgebrachten Bürgern, verängstigten Polizisten und unfähigen Politikern benutzt, um eindringlich zu demonstrieren, welches Chaos in Berlin herrscht.
Dann ist Hamburgs Hafenstraße dran. Vom „erpreßten Freiraum“ und vom „Pfahl im Fleisch des deutschen Rechtsstaates“ ist da die Rede. Bilder von aufgesprühten RAF -Symbolen und längst vergangenen Demonstrationen werden als eindeutiger Beweis dafür angeführt, daß Hafenstraßenbewohner an allen gewalttätigen Aktionen im Land mitbeteiligt sind. Und damit die ZuschauerInnen auch die richtige Abscheu entwickeln können, wird ihnen die Großaufnahme einer kaputten Männervissage als Prototyp jener Kriminellen gleich mitgeliefert.
Auch zu dem Memminger Prozeß hat der BR eine Richtigstellung auf Lager. Nachdem viele Medien so schamlos über das Verfahren hergezogen sind, schlägt sich Report auf die Seite des Mannes, der das infame Urteil gesprochen hat. Im Interview mit Richter Albert Barner erfährt man folgendes: Nicht die Frauen, die dort entwürdigenen Verhörmethoden ausgeliefert waren, sind Opfer des Justizskandals, sondern der Richter unterlag größten seelischen Anstrengungen.
Zum guten Schluß wird noch die deutsche Ärzteschaft, die wegen massenhafter Abrechnungsschwindeleien in Verruf geraten ist, rehabilitiert. Die von nordrheinwestfälischen Krankenkassen durchgeführten Untersuchungsverfahren gegen verdächtigte Ärzte hätten ihnen die Existenz ruiniert.
Die Dreiviertelstunde hat bewiesen, daß die Münchner Report-Redaktion Lojewskis Wechsel nach Berlin gut verkraftet hat. Moderator Heinz-Klaus Mertes beherrscht die ätzende rechte Demagogie ebenfalls ausgezeichnet.
utho
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