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Militärs in Guatemala rebellierten

■ Präsident Cerezo erklärte Putschversuch für gescheitert / Meuternde Offiziere forderten Rücktritt des Verteidigungsministers / Ordnungskräfte kontrollieren die Hauptstadt Guatemala-Stadt

Managua (wps/taz) - Etwa 300 Soldaten des Heeres und der Luftwaffe nahmen am Dienstag in Guatemala das regierungseigene „nationale“ Radio ein und marschierten Richtung Präsidentenpalast, bis sie von regierungstreuen Truppen gestoppt wurden. Der christdemokratische Präsident Vinicio Cerezo gab am Abend auf einer Pressekonferenz bekannt, ein Putschversuch sei gescheitert, die Regierung und die Armee hätten die Situation unter Kontrolle. Verteidigungsminister General Gramajo, der zusammen mit Cerezo auftrat, sagte, die Meuterer hätten unter anderem seinen Rücktritt verlangt. Unter den zehn festgenommenen Militärs befinden sich offiziellen Angaben zufolge vier Heeresoffiziere, die wegen eines Putschversuchs im Mai 1988 entlassen worden waren, sowie drei Luftwaffen-, zwei Armee und ein Marineoffizier im Aktivdienst. Es handelte sich um die zweite Militärrebellion gegen die seit 1986 amtierende Zivilregierung innerhalb eines Jahres. Überall in Guatemala -Stadt warteten am Dienstag Menschen vergeblich auf ihre Busse, um zur Arbeit zu gelangen. In der Innenstadt zirkulierten nur Armeefahrzeuge. Etwa anderthalb Stunden lang donnerten Kampfflugzeuge und Hubschrauber über die Stadt.

Beobachter in Guatemala gehen davon aus, daß die Meuterer keine militärische Machtübernahme anstrebten, sondern lediglich bestimmte Forderungen anmelden wollten. Am 11. Mai 1988 hatten Militärs über eine Meuterei die Entlassung des Innenministers, die Absage eines Dialogs zwischen Regierung und Guerilla, 30 Millionen Dollar für Sturmgewehre und Hubschrauber sowie gewünschte Beförderungen im Offizierscorps erreicht.

thos

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