: Revolutionäres zwischen Bremen und Paris
■ SchülerInnen von Bremer Schulen inszenierten und sangen in einem Wettbewerb Lieder der französischen Revolution / Den GewinnerInnen winkt eine Reise nach Paris
„Ich bin glücklich“, sagte Bernard Ginsbourger vom Institut Francais, als er über den am Dienstag im Kippenberg -Gymnasium stattgefundenen Chanson-Wettbewerb „Ca Ira“ sprach. Glücklich nicht nur darüber, daß sich soviele Schüler und Schülerinnen an dem von ihm organisierten Wettbewerb beteiligten (insgesamt fünfzehn Gruppen), sondern auch über die „Vielfalt an Ideen und die sehr gute Verwirklichung.“ Die SchülerInnen „sprühten vor Phantasie.“
Anläßlich der 200-Jahres-Feier der Französischen Revolution waren die SchülerInnen aufgefordert, Lieder der französischen Revolution musikalisch und szenisch auf die Bühne zu bringen. Die Ergebnisse seien „phänomenal“ und geradezu „bestechend“ gewesen, so der Kommentar einer begeisterten Zu
schauerin. Die Befürchtung, die Französische Revolution sei den SchülerInnen zu fremd und habe zu wenig mit ihnen und ihren Lebensbedingungen zu tun, erwies sich also als falsch, zumindest für diejenigen, die bei diesem Wettbewerb aktiv wurden. „Heutzutage gibts auch Menschen, die Freiheit haben wollen“, erklärte eine Schülerin ihr Interesse an den Ereignissen um 1789 in Frankreich. In ihrer 9ten Klasse wurde die französische Revolution zunächst im Geschichtsunterricht durchgenommen.
Dann brauchte die Theater-AG, an der Katharina, Wiebke, Katja, Anne, Julie und die drei Julias der 9a teilnahmen, ein neues Stück. Aus verschiedenen Revolutionsliedern wählte die Gruppe den „Depart des poissardes“, zu deutsch „Aufbruch der Fischweiber“, die nach Ver
sailles zogen, um den dort jenseits des Elends lebenden König wieder nach Paris zurückzuholen.
Das Besondere dieser Herangehensweise an Geschichte sehen die SchülerInnen darin, daß Feinheiten viel besser herausgearbeitet werden können und somit besser in Erinnerung bleiben. Sie konnten sich „in die Fischweiber hineinversetzen“, ihre Sorgen und ihre Wut verstehen. Schließlich waren es diese Frauen, die sich um das Essen kümmern mußten - die Männer konnten sich abends, nach getaner Revolutionsarbeit, an den gedeckten Tisch setzen. Von daher sei es auch logisch, daß die Frauen es waren, die nach Versailles auszogen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die Männer den König holen“ (Julie, Schülerin der 9a).
Etwas traurig waren sie schon, daß sie den Preis, eine Reise nach Paris, nicht gewonnen haben. Auch B.Ginsbourger vom Institut Francais fand es wirklich „schade, daß nicht alle etwas bekommen“. Bei so viel Engagement und künstlerischer Leistung hätten es wirklich alle
Gruppen verdient. Der Preis dieses Wettbewerbs, der bundesweit auf unterschiedliche Weise durchgeführt wurde, ist in Bremen ein ganz besonderer: Während des einwöchigen Aufenthalts in Paris bekommen die SchülerInnen Gelegenheit, aktiv an den Revolutionsfeierlichkeiten teilzunehmen: Am 24. und 25. Juni wird in einer in einer altrömischen Arena in Paris ein Theaterstück aufgeführt werden,
das von 30 Pariser Schulklassen zum Thema der französischen Revolution geschrieben wurde. Mit dem Ziel, „die Verständigung zwischen SchülerInnen aus verschiedenen Kulturen im Rahmen einer gemeinsamen schöpferischen Aktion“ (Ginsbourger) zu fördern, sollen die Bremer SchülerInnen in diesem Stück mitspielen. Die Kostüme für sie liegen schon bereit. M.
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