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Bojen für Vögel

■ BUND griff zur Selbsthilfe, um Vogelbrut am Hemelinger See vor Segelbooten zu schützen / Untätige Behörden

Am Ufer des Hemelinger Sees brütet eine Kolonie Flußseeschwalben. Betreut werden sie vom BUND. Mit Fernrohr und Stativ ausgerüstet erläuterten Christoph Scharnweber von der BUND-Jugend und Geschäftsführer Joachim Seitz gestern, warum sie zum Schutz der Vögel jetzt zur Selbsthilfe griffen.

Einige hundert Meter Ufer wollten NaturschützerInnen zum Wasser hin durch eine Bojenkette gesperrt haben - eine eher bescheidene Forderung, denn der Rest des Sees bleibt für den Wassersport offen. Die Absperrung ist aus Sicht der VogelkundlerInnen absolutes Muß, weil anlandende Boote die brütenden Vögel immer wieder aufschrecken würden.

Damit wäre das Seeufer als Brutgebiet gestorben. Doch die Behörden waren von diesen Erklärungen der NaturschützerInnen bislang ebensowenig zu beeindrucken wie von der Tatsache, daß die Flußseeschwalbe vom

Aussterben bedroht ist, ihre Brutkolonien auf der roten Liste bedrohter Arten stehen und in Nordwestdeutschland an den Fingern einer Hand abzuzählen sind. Die Einwände einiger Sportfunktionäre, wie des Landessportbundesvorsitzenden Claussen, die von einer „Abwägung zwischen Mensch und Natur“ sprechen, stoßen anscheinend eher auf offenen Ohren.

Angesichts der Untätigkeit von Behörden und Sportfunktionären haben überwiegend junge NaturschützerInnen jetzt zur Selbsthilfe gegriffen. Die Bojenkette ist von der praktischen Naturschutzgruppe der BUND-Jugend selber hergestellt und in dieser Woche am Ufer angebracht worden.

Wie nötig das ist, zeigte sich gestern schon während der Pressekonferenz: Als Cristoph Scharnweber die Vogelarten am Ufer erläutert, steuert ein Seegelboot direkt darauf zu und wird von der Sperre zum Beidrehen gezwungen.

ms

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